Aus Stadt und Land 65 Meimbresser in der Nazi-Zeit haben sich aber die inzwischen vom Verf. personenbezogen ausgewerteten sog. „Wiedergutmachungsakten“ der Meimbresser Familien aus dem Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden erwiesen, die in der Anfangsphase dieses Langzeit-Forschungsprojekts für die wissenschaftliche Aufarbeitung noch nicht zugänglich waren. Insbesondere die z.T. erschütternden Berichte von Überlebenden der NS-Judenverfolgung geben einen tiefen Einblick in einen von Ausgrenzung, Misshandlung und Entrechtung geprägten Dorfalltag der Jahre nach 1933, im Fall von Marga und Flory Goldwein auch von dem unvorstellbaren Leiden der Deportierten im KZ. Auch die schweren Startbedingungen der Überlebenden in der Emigration scheinen immer wieder anschaulich auf. Inzwischen sind die Sichtung und Auswertung der Quellen abgeschlossen. Ein erster Aufsatz zur abenteuerlich anmutenden sechsjährigen Flucht von Louis „Ludi“ Goldwein (1922–2003) nach Palästina/Erez-Israel konnte im „Jahrbuch 2021 Landkreis Kassel“ erscheinen; ein Beitrag über die Synagoge von Meimbressen für die Datenbank des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen (LAGIS) ist in Arbeit. Die umfassende Darstellung der Situation der Jüdischen Gemeinde Meimbressen in der Nazi- Zeit und des Schicksals aller ihrer Mitglieder wird vorbereitet. Ob deren Publikation nur digital oder auch als Buch erfolgen soll, ist noch nicht entschieden. Angedacht ist auch, dass in Zusammenarbeit des Stadtmuseums Hofgeismar mit dem Geschichtsverein Meimbressen e.V. und seinem Vorsitzenden Heinrich Neutze und mit Dr. Alexander Wolff von Gudenberg als Hausherrn des „Junkernhofs“ nach dem Ausbau der alten Remise möglicherweise in dem mittelalterlichen Turm eine kleine Ausstellung über die jüdischen Familien des Ortes eingerichtet wird. Der hohen Bedeutung Meimbressens für die jüdische Regionalgeschichte Nordhessens würde das entsprechen. Haus von Isaak (1861–1938), und Bertha (1863–1931) Voremberg, wohnhaft in Meimbressen, Haus Nr. 58. Das markante Klinker- Gebäude steht noch heute. Dem Sohn Jakob gelang 1938 mit seiner gesamten Familie noch die Auswanderung nach Erez-Israel.
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