62 Aus Stadt und Land Das Mitte der 1920er Jahre 632 Einwohner zählende Dorf Meimbressen gehörte bis in die Nazi-Zeit zu den Zentren jüdischen Lebens im Bereich des heutigen Landkreises Kassel. Bereits 1356 hatte die Familie Wolff von Gudenberg als Meimbresser Grundherr vom Mainzer Erzbischof das Recht verliehen bekommen, sog. „Schutzjuden“ im Dorf anzusiedeln. Im 19. Jahrhundert betrug der jüdische Bevölkerungsanteil ungefähr 25%, und 1933 lebten in Meimbressen noch 70 Personen jüdischen Glaubens. Insofern ist der heutige Caldener Ortsteil im Stadtmuseum Hofgeismar seit der Einrichtung einer eigenen Abteilung „Judaica Hassiaca“ im Jahr 1983 ganz selbstverständlich im Fokus der dortigen Forschungsaktivitäten. So gelang es bereits in den 1980er Jahren, über Suchanzeigen in den beiden deutschsprachigen Emigrantenzeitungen „Aufbau“ (New York) und „Israel Nachrichten“ (Tel Aviv) Kontakte zu aus Meimbressen stammenden jüdischen Männern und Frauen herzustellen, u. a. zu Semi und Ludi Goldwein, Willi Löwenstein, Hilde Meron, Harry Perlstein, Irmgard Stern, Manfred Vorenberg und später dann auch zu Käte Herz und zu Marga Sender, einer der drei Meimbresser KZ-Überlebenden. Ihr umfangreiches familiengeschichtliches Wissen ermöglichte dem Stadtmuseum seinerzeit eine erste Klärung etlicher Schicksale von Meimbresser Jüdinnen und Juden, die vom NS-Regime entweder in die Emigration gezwungen oder ermordet worden waren. Nach und nach entstand eine Liste mit den Namen, Geburtsjahren und Deportationszielen von über 40 Personen, die als Juden in deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern ihr Leben Die Meimbresser Juden und ihr Schicksal in der Nazi-Zeit – Ein Langzeit- Forschungsprojekt des Stadtmuseums Hofgeismar Dr. Michael Dorhs, 2. Vorsitzender des VHG e.V. / ZV Hofgeismar Heute noch existierender Restteil des Synagogengebäudes in Meimbressen, das nach 1945 als Wohnhaus umgebaut worden ist. Die Meimbresser Synagoge wurde 1842 eingeweiht und 1938 in der Pogromnacht geschändet.