Der Leitaufsatz zum Umschlagbild 3 Proklamation Nr. 2 vom 19. September 1945 das heutige Land Hessen mit Regierungssitz in Wiesbaden, zunächst genannt „Groß-Hessen“. Es umfasst fast identisch die östlich des Rheines gelegenen Landesteile des früheren Volksstaates Hessen wie der preußischen Provinz Hessen-Nassau ohne den Kreis Schmalkalden. Thüringen, zu dem der Kreis Schmalkalden durch Entscheid vom 16. Juni 1944 seit dem 1. Juli 1944 gehört, wird mit Wirkung 1. Juli 1945 Teil der sowjetischen Besatzungszone. Im Land Hessen dürfen sich seit Oktober 1945 Parteien bilden. Im Januar 1946 kommt es in Orten bis maximal 20.000 Einwohnern zu Lokalwahlen. Ende Mai 1946 folgen Kreis- und Stadtverordnetenwahlen. Seit dem 30. Juni 1946 wird die Hessische Verfassung von einer gewählten verfassungsgebenden Versammlung erarbeitet. Am 1. Dezember 1946 wird die Hessische Verfassung durch Bürgerentscheid mit über 70%iger Zustimmung angenommen. Gleichzeitig wird das erste hessische Landesparlament gewählt. Die Bevölkerung erfährt nach der Besetzung im April/Mai 1945 im vollen Umfang den nationalsozialistischen Lug und Trug von vor 1933 bis 1945. Die Verfolgung von Kommunisten, Juden, Sozialdemokraten ab 1933 und … und … werden jetzt erst richtig offenbar. Die Mehrzahl der Männer zwischen 15 und 65 wurden im Krieg eingezogen, sind teils gefallen, teils in Kriegsgefangenschaft. In vielen Lagern leben Ausländer, das sind Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge, Dienstverpflichtete aus anderen europäischen Staaten (Frauen wie Männer), die teils in der Landwirtschaft, oft in der Kriegsindustrie arbeiten müssen. Mai 1943 zählt die Arbeitsverwaltung in Hessen 151 069 ausländische Zivilarbeiter, davon rd. 30 Prozent Frauen, und 57 721 Kriegsgefangene. Sie wollen 1945 nicht immer in ihr Heimatland zurückkehren, sondern nach USA oder Israel oder … auswandern (Displaced Persons). Fast jede hessische Stadt, dazu viele andere Orte, hatten vor April 1945 einen oder mehrere Bombenangriffe zu überstehen. Die Städte sind zum Teil Trümmerwüsten – Darmstadt, Frankfurt, Offenbach, Hanau, Kassel sind zu drei Vierteln zerstört. Ausgebombte dieser Städte, aber auch aus dem Ruhrgebiet und Bremen, leben schlecht und recht in Hessen. Ab April 1945 verschärft sich die Situation. Die amerikanische Armee beschlagnahmt für ihre Truppen überall Häuser. Die bis dahin dort Wohnenden müssen zu Verwandten oder Nachbarn ziehen. Gemäß den auf der Einmarsch der Amerikaner am 5. April 1945 über die Wilhelmshöher Allee nach Kassel (Foto: Stadtarchiv Kassel, Signatur E 1 P Militär- und Kriegswesen)
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