VHG-Vorstand unterstützt den Vorschlag ebenfalls. Wesentlich soll die Zusammenfassung des Kgl. Museums Kassel und der Altertümersammlung des VHG auf Schloß Marburg das größere Museumsinstitut bilden. Doch der Zweigverein Marburg im VHG, der die VHG-Sammlung seit 1875 im Auftrag begleitet hat, wehrt sich gegen die Absicht. Die Einigung besteht darin, dass die Sammlungsteile betreffend Marburg und engere Umgebung in Marburg verbleiben bzw. von Kassel solche nach Marburg gegeben werden. Von Marburg nach Kassel gehen April 1913 alle übrigen Sammlungsteile an das neue Landesmuseum Kassel.
Bei der feierlichen Eröffnung des Landesmuseums zur Tausendjahrfeier im neuen Gebäude am Brüder-Grimm-Platz füllen die VHG-Sammlungsteile wesentlich im Erdgeschoss den Raum 2, im Obergeschoss die Räume 1, 4 und 14. Die übrigen Sammlungsteile kommen aus dem bisherigen Kgl. Museum Kassel im Museum Fridericianum und dessen Außenstellen im neuen Galeriegebäude an der schönen Aussicht und dem Ottoneum. Das größere Landesmuseum Kassel hatte an die Tradition des Museum Fridericianum anzuknüpfen, sollte aber zugleich die kulturelle Landesgeschichte, insbesondere die Volkskunde, den Schwerpunkt der VHG-Sammlung zu Marburg, stärker ausbauen. Die gute Absicht wurde durch den 1. Weltkrieg und Finanznot bis 1928 zumindest erschwert. Nachteilig war insbesondere, dass die Abteilung Volkskunde zunächst keinen eigenen Leiter hatte. Erst zwischen 1928 und 1939 gewann sie durch Forschungsprojekte und Ausstellungen wieder an Gewicht. Seit 1980 standen der Abteilung dann zeitweilig sogar keine Ausstellungsräume mehr zur Verfügung.
Das Hessische Landesmuseum Kassel wird im Sommer 2013 100 Jahre alt. Die Museumslandschaft Hessen-Kassel nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, die Geschichte des Museums zu untersuchen. Eine Ausstellung dazu wird von Oktober 2013 bis Januar 2014 in der Neuen Galerie zu sehen sein. Während die Architektur und das ursprüngliche Museumskonzept gut dokumentiert sind, gibt es zur späteren Nutzungsgeschichte Lücken. Sichtbarer Ausweis für dieses Museumskonzept ist die Bauform. Der historistische Entwurf von Architekt Theodor Fischer (1862–1938) orientiert sich an hessischen Baudenkmälern der Spätrenaissance. Das Gebäude liegt am Endpunkt der Oberen Königstrasse und am Beginn der Wilhelmshöher Allee in exponierter Lage. Den 2. Weltkrieg überstand es weitgehend unbeschädigt. Es wurde von anderen Institutionen immer wieder fremd genutzt. Hier trocknete die Landesbibliothek Kassel die wenigen geretteten Bücher 1941. Zeitweise nahm es die Gemäldegalerie auf. Zurzeit ist das Gebäude wegen Sanierung als Museum weitgehend geschlossen. Die Neuordnung ab 2013 mag dann auch die Volkskundeabteilung wieder optimal darstellen. Hans-Jürgen Kahlfuß

Das 1913 bezogene Gebäude des Hessischen Landes­museums Kassel

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