Sohn, der die Großvatertradition als Gymnasiallehrer in Aachen fortsetzt. Nach dem Tode seiner Frau ließ er sich von seiner „Gegenschwiegermutter“, wie er sich ausdrückte, der Schwiegermutter seines Sohnes, ebenfalls in Kassel wohnend und Witwe „bekochen“, wobei beide ihre Eigenständigkeit durch getrennte Wohnungen und auch getrennte Urlaube voneinander betonten.
Oben habe ich bereits darauf hingewiesen, dass Wolfgang Hermsdorff bis in das hohe Alter bedauerte, nicht sein ganzes Leben in Kassel verbracht zu haben. Ob dadurch der Impuls entstand, sich so intensiv mit der Geschichte seiner Heimatstadt zu beschäftigen, lässt sich nicht mehr feststellen. Wenn er Maler gewesen wäre, so könnte man ihn zu den „Holländischen Kleinmeistern“ zählen. Nicht das Monumentale, das Spektakuläre war ihm wichtig. Sein Genre beschäftigte sich mit dem vertrauten, alltäglichen, vor allem aber mit dem durch den Krieg vernichteten und deshalb vermissten Alltag der Menschen in Kassel. Dass er dabei auch in die vergangenen Jahrhunderte schaute, war selbstverständlich. So entstanden die Serien in der „Hessischen Allgemeinen“ und die Beiträge im „Niederzwehrener Heimatbrief“ einerseits, die Mundartreihe in der „Hessischen Allgemeinen“ andererseits und schließlich drittens noch die Veröffentlichungen, die in Buchform erschienen sind.
Bereits seit dem 1. Oktober 1960 begann er in der „Hessischen Allgemeinen“ eine Serie mit 55 Folgen, unter dem Titel „Stätten der Gastlichkeit“. In dieser beschrieb er – fast regelmäßig – in der Samstagsausgabe ein Lokal in Kassel, jeweils mit einem Bild versehen. Immer wieder schwingt dabei ein bedauernder Unterton mit, dass diese „Stätten“ meist in der verheerenden Bombennacht im Oktober 1943 untergingen. Nach dem Auslaufen dieser Serie folgte an gleicher Stelle in gleicher Art ab November 1961 eine solche über „Denkmäler, Brücken und Brunnen“ (26 Folgen). Am 5. Mai 1962 erschien der erste Beitrag der Serie „Ein Blick zurück“. Insgesamt 1450 Folgen, die Letzte am 24. September 1994, weist Wolfgang Hermsdorff als profunden Kenner seiner Heimatstadt aus. Einen Teil davon schrieb er, als er sich bereits im Ruhestand befand. Immer wieder wurde und wird diese Serie für Veröffentlichungen herangezogen. Dabei wird sie oft plagiiert, wie Wolfgang mit Bedauern feststellte. – Daneben veröffentlichte Wolfgang Hermsdorff im „Heimatbrief des Niederzwehrener Heimatvereins Dorothea Viehmann“. Der erste Beitrag trug die Überschrift „»Nirgends erscheint mir die Aussicht so schön« Liebe zu Hessen in Worte gefaßt – »Der Sohn der Brüder Grimm« – Letzter Sproß einer berühmten Familie“ und erschien 1973. Ungefähr 150 Beiträge erschienen bis 1994, der Letzte mit dem Titel „Ein fruchtbarer Schriftsteller – ein aufrechter Bürger Valentin Traudt vor 130 Jahren geboren – Sein Name ist für Hessen ein Begriff.“
Am 29.10.1960, erschien von Wolfgang Hermsdorff eine Serie, die damals folgendermaßen angekündigt wurde:
„Wir stellen vor: HENNER
Ein Kasseläner namens „Henner“ kommt ab heute in der Hessischen Allgemeinen zu Wort. Er kann es sich nicht verkneifen, alles, was er gehört und erlebt hat, daheim sofort seiner Frau, dem „Gussdchen“, vorzutragen. Die Leser der „Hessischen Allgemeinen“ sind nun jedesmal dabei, wenn „Henner“ erzählt. „Gussdchen“ ist ein braves Weib, denn es lauscht allem, was der „Henner“ zu „gnärrweln“
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