hat, ohne ein Wort des Widerspruches. Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig, denn der Herr Gemahl entwickelt in seiner Kasseläner Heimatsprache – von Mundart sei vorsichtshalber nicht die Rede – ein solches Temperament, daß das „Gussdchen“ gar nicht zu Worte kommt. Das ist nicht schlimm, denn das „Gussdchen“ würde, wenn’s was zu sagen hätte, das auch nur auf Kasselänisch von sich geben. Darauf kommt es nämlich an: Heimatlaute sollen wieder einmal erklingen, damit jedermann erkennt, was der „Henner“ neulich seinem „Gussdchen“ offenbart hat: „Disse Sprooche is wirgglich wie Mussige!“
400 Mal berichtet der „Henner“ seinem „Gussdchen“. Jede kurze Geschichte wurde von Herbert Budig mit einer Zeichnung versehen, dessen Kürzel sich auf der Zeichnung befindet; dass die Texte von Wolfgang Hermsdorff stammen, wird an keiner Stelle erwähnt. Diese „Mundartgeschichdderchen“ wurden ab Oktober 1968 am gleichen Ort ergänzt durch die Serie „Kasseler Deutsch und seine Dichter“ (35 Folgen). Obwohl Wolfgang Hermsdorff seine Kindheit nicht in Kassel verbracht hatte, hatte er sich mit der Kasseler Mundart so vertraut gemacht, dass er in diesem Idiom schreiben konnte. Dafür erhielt er 1985 die Paul-Heidelbach-Medaille des Zissel Kassel e. V.
Der größte Teil seiner Veröffentlichungen, Ausnahme ist „Ein Blick zurück“, der als Fotokopie zusammengefasst und durch ein hervorragendes Register von Frau Hiltgunde Thiele erschlossen ist, ruht in dicken Zeitungsbänden bzw. im Niederzwehrener Heimatbrief und ist nur zu einem geringen Teil erschlossen. Die 6 Bände „Ein Blick zurück aufs alte Kassel“, erschienen zwischen 1978 bis 1992, enthalten stark verkürzte Beiträge aus den oben erwähnten Serien in der „Hessischen Allgemeinen“. Die Beiträge zur Mundart harren noch ihrer Wiederentdeckung. Viele Beiträge der „Hessischen Allgemeinen“ waren mit Bildern von „Foto Eberth“ illustriert. Aus der Kenntnis dieses Bildmaterials erschien 1964 der Band „Es geschah in Kassel von 1900 bis heute“, dessen erweiterte 2. und 3. Auflage (1971 bzw. 1981) den Titel „Kassel 1900 bis heute“ trägt. Wolfgang Hermsdorff hatte auch die redaktionelle Leitung von „Frau Barbaras Hausbuch“, welches einmalig im Jahre 1966 erschien und ebenfalls Beiträge von ihm enthielt.
Für diese vielfältigen Aktivitäten erhielt Wolfgang Hermsdorff folgende Ehrungen: 1983 die Stadtmedaille Kassel, 1987 die Goldene Ehrennadel des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, 1994 die Ehrennadel der Stadt Kassel, 1995 Ernennung zum Ehrenmitglied des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde.
Wolfgang Hermsdorff fand bei all diesen Aktivitäten auch noch Zeit, heimatgeschichtliche Vorträge in Vereinen zu halten. Nicht vergessen sei die zeitweilig unterbrochene aktive Teilnahme in Kassels ältester Männerrunde, der „Pvunzel“, die 1884 gegründet wurde. Wie gern lauschten wir seinen immer auswendig vorgetragenen Gedichten, die er zu verschiedenen Anlässen verfasste. Bei Fußball kannte die Begeisterung keine Grenzen. Und ein kühles Bier oder ein Glas guten Wein hat er nicht verachtet. Den Pvunzelabend ließ er gern mit einem „Ramazotti“ ausklingen. Wolfgangs Wahlspruch lautete: „Nur wer die Wurzeln pflegt, wird sich auch an Blüten und Früchten erfreuen.“
Helmut Bernert, Kassel
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