Die Ausstellung allerdings beginnt mit der klugen und durchsetzungsfähigen Charlotte Amalie, der Schwester des Landgrafen Karl, die sich der Erbprinz Christian (V.) von Dänemark bei einem Inkognito-Besuch in Kassel 1665 zur Frau wählte, obwohl sie – gestützt u. a. durch ihren Onkel, den Großen Kurfürsten – ihrem reformierten Glauben treu zu bleiben versicherte. Charlotte Amalie – selbst umfänglich wirtschaftlich aktiv (mehrere Güter, Papiermühle usf.) – wurde zur Patronin der Hugenotten und schenkte ihnen in Kopenhagen eine Kirche.
Von Charlotte Amalie nach Dänemark geholt und an die Ritterakademie in Sorø geschickt wurde Karl, der Sohn ihres jüngeren Bruders Philipp („von Hessen-Philippsthal“). Karl erreichte Generalsrang und erhielt 1731 die höchste dänische Auszeichnung, den Elephantenorden.
Sehr viel enger wurden die Beziehungen zwischen beiden Ländern im 18. Jahrhundert als Folge der Konversion des späteren Landgrafen Friedrich (II.) zum Katholizismus. Auf Anordnung Wilhelms VIII. wurden die drei Prinzen dem Einfluss des Vaters entzogen. Nach einem „Studienaufenthalt“ in Göttingen reisten Wilhelm, Carl und Friedrich während des Siebenjährigen Krieges in das neutrale Dänemark an den dänischen Königshof, wo Frederik V. mit ihrer Tante Louise von Großbritannien, der Schwester ihrer Mutter Maria, verheiratet war und wo sie auf zukünftige Aufgaben in Militär und Verwaltung vorbereitet wurden. Die beiden älteren Landgrafensöhne heirateten Töchter des Dänenkönigs, Carl als mittlerer Bruder blieb sogar in Dänemark und übernahm als Soldat und in der Verwaltung immer größere Aufgaben. Er war Oberbefehlshaber, Vizekönig in Norwegen und (für über 60 Jahre) Statthalter des Königs in den Herzogtümern Schleswig (dänisch) und Holstein (deutsch); er war betraut mit vielen verschiedenen weiteren Aufgaben. Um 1800 war er der führende Freimaurer in Deutschland. Durch die Heiraten seiner beiden Töchter Marie Friederike (mit Frederik VI. von Dänemark) und Louise mit (Wilhelm von Glücksburg) war Carl schließlich Schwiegersohn, Schwiegervater und Großvater eines dänischen Königs.
Die Zuneigung der Brüder zueinander brachte Carl oft zurück nach Kassel und Hanau, wo Friedrich – der „Rumpenheimer“ – ein gastfreies, offenes Haus führte.
Friedrichs Sohn Wilhelm wiederum wurde hoher dänischer Offizier, z. B. als Stadtkommandant von Kopenhagen. Auch er heiratete mit Charlotte, der Schwester Christians VIII., eine dänische Prinzessin, was seinen Sohn Friedrich von Hessen-Kassel zum aussichtsreichsten Anwärter auf den dänischen Thron machte, als sich 1852 abzeichnete, dass Frederik VII. nach drei Ehen keinen Nachfolger haben würde. Friedrich verzichtete jedoch u. a. wegen der begründeten Aussicht auf den Kasseler Thron auf seine Anwartschaft zugunsten seiner Schwester Louise, die mit dem mit ihr verwandten Christian von Glücksburg verheiratet war und die gemeinsamen Rechte denen ihres Gatten hinzufügte. 1852 wurde deshalb Christian – ein Enkel des Landgrafen Karl und laut seinem dänischen Biographen ein „Vollbluthesse“ – durch die Londoner Konferenz zum Nachfolger auf dem dänischen Thron bestimmt. Eine dänische Quelle spricht – abweichend von der Regel – von dem heute das Land repräsentierenden Haus „Hessen-Glücksburg“.
Die Ausstellung entwirrt die wegen mancher Namensgleichheit oft schwer verständlichen Zusammenhänge und bietet – unterstützt z. B. durch die Hessische Hausstiftung

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