er Aufsplitterung ihrer Besitztümer, was ihnen ein geschlossenes Auftreten nach außen ermöglichte. Die Familienganerbschaft Schweinsberg, der sogenannte Samtbau, wurde vor diesem Hintergrund von zwei Baumeistern verwaltet. Bis in das 18. Jahrhundert hinein gelang es den Schweinsbergern, sich des landesherrlichen Superioritätsanspruchs der Landgrafen von Hessen zu erwehren und ihre Sonderstellung zu behaupten. Dann jedoch musste sich die Adelsfamilie dem landgräflichen Druck beugen und ihre im Grunde nicht zu bestreitende Landsässigkeit anerkennen. Im Jahre 1875 erhielten die Schencken zu Schweinsberg die großherzoglich-hessische Bestätigung des Freiherrenstandes, 1887 wurden sie in den preußischen Freiherrenstand erhoben. In einer beschränkten Auswahl der prominenten Mitglieder der Familie Schenck zu Schweinsberg sind die hessischen Statthalter Johann († 1506), Hermann († 1521) und Rudolf († 1551), die Fuldaer Fürstäbte Philipp († 1550), Philipp Georg († 1568) und Johann Bernhard († 1632) sowie die beiden kurhessischen Minister Ferdinand († 1842) und Wilhelm († 1867) zu nennen.
Zu betonen ist der hohe historische Quellenwert von Adelsarchiven wie dem der Familie Schenck zu Schweinsberg. Der Gewinn für die historischen Wissenschaften, sei es die Landesgeschichte, die Kultur-, Wirtschafts- oder Sozialgeschichte, der durch die Erschließung des Schenckischen Familienarchivs erzielt wird, liegt auf der Hand, wird die Forschung doch durch eine wesentliche Perspektive bereichert, die das Innenleben, Funktion und Selbstverständnis adliger Herrschaft beleuchtet.
Ziel des Erschließungsprojektes ist es, diese wichtigen Quellen der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Urkunden- und Aktenbestände werden über die Online-Recherchedatenbank der hessischen Staatsarchive, das Hessische Archiv-Dokumentations- und -Informationssystem (HADIS), erschlossen (www.hadis.hessen.de). Die Urkundenregesten werden hierbei mit digitalen Abbildungen der Urkunden und ihrer Siegel verknüpft. Die Erschließungsergebnisse sollen darüber hinaus als gedrucktes Findbuch vorgelegt werden, das eine Einführung in die Geschichte der Familie, eine Geschichte des Archivbestandes, einen Arbeitsbericht sowie ein Literatur- und Quellenverzeichnis enthalten wird.
Das Projekt „Erschließung des Adelsarchivs Schenck zu Schweinsberg“ wird seit Dezember 2009 über einen Zeitraum von zwei Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Den Ausgangspunkt für diese Unterstützung bildeten die bereits seit Anfang 2008 durchgeführten Erschließungsarbeiten, die durch eine namhafte Anschubfinanzierung der Familie Schenck zu Schweinsberg sowie des Staatsarchivs Marburg ermöglicht wurden.
Die beigegebene Abbildung zeigt die am 27. Januar 1332 in Frankfurt am Main ausgestellte Urkunde Ludwigs des Bayern, eines der herausragenden Stücke aus dem Urkundenbestand des Schenckischen Samtarchivs, mit welcher der Kaiser Ruprecht Schenck zu Schweinsberg für den Ort Schweinsberg das Stadtrecht nach Frankfurter Recht sowie das Recht, Mittwochs einen Wochenmarkt abzuhalten, verleiht. Nach Ausweis eines Inventars aus dem Jahre 1632 wurde die Urkunde mit anderen wichtigen Dokumenten des Samtbaus, also der Gesamtfamilie Schenck zu Schweinsberg, in dem in der Vorburg ihres Stammsitzes Schweinsberg befindlichen Familienarchiv im „Baukasten“ aufbewahrt.
Harald Winkel
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