man erst einmal in einem der eingetieften Pfostenhäuser mit Flechtwerk-Lehmwänden, das als Ein- und Ausgang für Licht, Luft und Rauch nur eine einzige Öffnung besitzt – die Tür – kann man sich viel besser die Frage stellen, ob man sich vorstellen könnte, unter diesen Bedingungen zu leben.
Nun, die Antworten der Geschichtsinteressierten darauf fielen sehr verschieden aus. Keinen Zweifel gab es jedoch in Bezug auf die Funktionstüchtigkeit des einfachen Lehmofens, denn nach der absolvierten Führung durch die Anlage gab es frisch darin gebackene Pizza. Und die schmeckte köstlich – vor allem, da sie auch noch mit einem guten Schluck Met, dem elfprozentigen germanischen Honigwein, heruntergespült werden konnte.
Anschließend ging die Fahrt weiter nach Bad Frankenhausen zur Besichtigung des riesigen Monumentalgemäldes des Künstlers Walter Tüpke zum Bauernkrieg, ein ehemaliges Prestigeprojekt der DDR.
Den Abschluss dieses Tagesausflugs bildete der Besuch des Kyffhäuserdenkmals an der Stelle der ehemaligen staufischen Reichsburg Kyffhausen. Dort soll Kaiser Friedrich Barbarossa der Legende nach in einer Höhle sitzen und wie jede gute messianische Gestalt auf seine Wiederkunft am Ende der Zeit warten, wie Karl der Große, wie König Artus oder Christus – oder war es nicht der erste Friedrich, sondern gar der zweite? Man weiß es nicht genau. Noch kreisen die Raben um den Berggipfel, und erst wenn sie damit aufgehört haben, werden wir es erfahren.
Kristin Weber

 

ZV Eschwege
16. Eschweger Geschichtsblätter beinhalten die Historie des Geschichtsvereins

Einst gehörte ein Kirchenschiff dazu, doch aus dem wurde vor 450 Jahren eine Brücke über die Werra gebaut. So steht er seit langem allein, der Nikolaiturm in Eschwege, der 1455 an die zunächst dem heiligen Godehard und später auch dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche angebaut wurde.
Das Jubiläum ist Anlass für den Historiker Dr. Karl Kollmann, die Geschichte des Nikolaiturmes ausführlich in den neuen, 16. Geschichtsblättern zu schildern und dies mit einer Gruselgeschichte abzuschließen. Zudem ziert eine Ansicht des Turmes das Titelblatt. Das Heft selbst aber widmet sich fast zur Hälfte dem 100-jährigen Bestehen des Eschweger Geschichtsvereins, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1834 reichen. Um 1870 entstand schon eine Ortsgruppe Eschwege im Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde (VHG).
Hans-Jürgen Kahlfuß, der langjährige Vorsitzende des VHG, stellte dazu seine umfangreiche Festrede zur Verfügung, die mit einer Aufzählung von Veranstaltungen und Aktivitäten von 1904 bis heute sowie einem alphabetischen Verzeichnis aller Mitglieder des VHG in Stadt und Kreis Eschwege seit 1834 ergänzt ist.
Außerdem hat Hans-Joachim Bodenbach in diesem Heft die Geschichte der chemisch-pharmazeutischen Fabrik Max Woelm in Eschwege ab 1907 zusammengetragen. Hans Dieter Flach erzählt unter dem Titel „Fünf Akrosticha werden auf einem Ludwigsburger Solitär entschlüsselt“, wie ein Mehrfach-Geschenk von Württemberg über Schlesien und Herleshausen nach Amerika wandert. Jochen Ebert beschreibt Witwenhaushalte im Hessen-Kasselischen Adelsdorf Schwebda in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Und Wolfram Brauneis preist die Bedeutung der hessischen Werra-Auen, wobei er deren historische Nutzung ebenso erwähnt wie die Veränderung durch Kiesabbau.
Eine Übersicht über die Veröffentlichungen aus dem Werra-Meißner-Kreis und den thüringischen Nachbarkreisen im Jahr 2004 sowie Mitteilungen aus dem Geschichtsverein runden die Ausgabe ab.
Stefan Forbert