Menge und Qualität in die Stadt. Erst 1707 erließ Landgraf Karl einen Zunftbrief. Die Gilde geriet allerdings bald in Niedergang. Wie die Töpfer 1782 einräumten, hätten ihre vorfahren ..., weilen ihre Anzahl zu gering gewesen, solchen [sc. Zunftbrief] von Zeit zu Zeit zu renoviren unterlaßen. Die Töpfermeister baten Friedrich II. schon 1766, er möge ihren Absatz gegen auswärtige Keramikhändler schützen. Der Handel von Keramik scheint einen erheblichen Umfang besessen zu haben. Die Zunfturkunde von 1707 hatte den Handel durch Ortsfremde bestätigt und Maurern das Setzen und Reparieren von Öfen erlaubt. Die zehn Töpfermeister klagten erneut 1769 gegen die Einfuhr der Krüge, Schlutten, Schüßelln, Näpfe- und Töpfe aus dem südlichen Teil Hannovers. Der Stadtrat räumte ein, für die 11 Meister stelle der Handel eine scharfe Konkurrenz dar. Man war mit einer Zunft einverstanden, wenn Lehrjungen und Gesellen in begrenzter Zahl aufgenommen würden, die Herstellung von Keramik und das Setzen der Öfen den Kasseler Töpfermeistern zustehe und der Keramikimport auf Märkte und Messen beschränkt bliebe. Die Unterstützung der Stadtführung wurde durch die übergeordneten Landesinteressen durchkreuzt. Die Landesbehörde fürchtete wegen des Existenzschutzes für gerade elf Töpfermeister in Kassel Gegenmaßnahmen vor allem aus den Hannoverschen und Braunschweigischen Territorien, die den Export von Keramikerzeugnissen aus Großalmerode nach dort gefährden würden. Absatzeinbußen für die erfolgreich exportierte Großalmeröder Ware wollte man nicht riskieren. Die Kasseler Töpfer waren letztlich wirtschaftlich zu unbedeutend, zählten kaum zur sozialen Führung Kassels und der Bedarf an höherwertiger Ware in Kasseler Bürgerhäusern war von außen zu befriedigen. Einen neuen Zunftbrief erhielten Kassels Töpfer nach Auseinandersetzungen erst 1795. Die Behörden konnten einen Zunftbrief allerdings umso leichter ausfertigen, da die Töpfer nun auf ein Absatzmonopol für Kassel und auf andere Schutzmaßnahmen verzichteten.
Die Ausführungen verstehen sich nur als knappe Übersicht zur Keramikherstellung in Kassel während der frühen Neuzeit. Sie beruhen auf schriftlichen Quellen. Weiteres Material ist im Staatsarchiv Marburg vorhanden, mit dem die Töpferei in Kassel als Teil des städtischen Gewerbelebens besser als bisher beleuchtet werden könnte. Es wäre darüber hinaus zu begrüßen, wenn die Museen in Kassel oder die Universitäten Marburg oder Göttingen die Kasseler Keramik bearbeiteten. Form- und stilgeschichtliche Untersuchungen könnten interessante Aufschlüsse über Zusammenhänge und Abhängigkeiten innerhalb der reichhaltigen Töpferlandschaften Niederhessens und des südlichen Niedersachsens aufzeigen.
Jörg Westerburg


 

Ein Dorf und sein Adel
Deutungsversuch, wie die Meisenbug nach Retterode kamen


Nach einem Vortrag anlässlich der Umbenennung des Dorfgemeinschaftshauses von Retterode in Meisenbughaus am 18. März 2006.

Die Geschichte des Retteröder Adelsgeschlechts derer von Meisenbug ist bislang praktisch kaum erforscht. Vorliegende Betrachtung soll zumindest eine mögliche Erklärung darüber bieten, wie die Meisenbug nach Retterode gekommen sind und die herrschaftlichen Beziehungen des Dorfes während des Mittelalters aussahen.

Retterode wird erstmals 1209 im Güterverzeichnis des Fritzlarer St. Peterstifts erwähnt. Ein Ortsadel ist mit Conradus

Demandt: Das Chorherrenstift St. Peter. S. 304.