Reihe der keramischen Themen, den eigentlichen Schwerpunkt des Symposiums, ein. Sein Vortrag galt der Vergegenwärtigung der immensen historischen Bedeutung der Keramikproduktion im heutigen Bundesland Hessen. Anhand von Verbreitungskarten zeigte er beispielsweise Handelsbeziehungen und Standortfaktoren auf. Baeumerth arbeitete heraus, die Keramikproduktion bis ins 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten hessischen Gewerbezweige war, weswegen auch ein immenses staatliches Interesse daran aus den archivalischen Quellen abzulesen sei.
Auf seinem Vortrag folgte ein geführter Rundgang durch die Sonderausstellung zur Marburger Töpferei, in der, wie schon erwähnt, etliche Keramiken aus dem Besitz des Vereins ausgestellt waren. Die meistens Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums nutzten diesen letzten vormittäglichen Programmpunkt, um sich en detail über das Gezeigte zu informieren.
Professor Hans Georg Stephan oblag mit seinem Referat zu „Tiegeln für Metallurgie, Apotheken, Alchemie und Häfen für die Glasproduktion“ die Eröffnung des inhaltlichen Abschnitts „Gewerbe-Dimensionen“ am Nachmittag. Stephan gelang es, darzustellen, dass Keramik als ein integraler Bestandteil des Wirtschaftssystems interpretiert werden kann. Dies zeigte er anhand der funktionalen Bandbreiten des Einsatzes von Keramik in Bezug auf andere Gewerbe, hier für die Metallverarbeitung und die Glasherstellung in Nordhessen. Einen stadt- und baugeschichtlichen Ansatz in der Keramikinterpretation wählte Dr. Rainer Atzbach, indem er „Neue Ergebnisse zur Marburger Stadtgeschichte und frühneuzeitlichen Keramikproduktion“ in dem Vortrag „Die Vergangenheit liegt in Scherben“ vorstellte. Die Grundlage seines Beitrags bildeten archäologisch gewonnene Fundstücke aus Grabungen der 1970er Jahre, die bislang von der Denkmalpflege nicht bearbeitet worden waren. Atzbach stellte dar, wie wichtig solche Scherben für historische Datierungen oder bauliche Befunde sein können. Thomas Schindler beleuchtete im nächsten Referat „Kaffeekonsum und irdene Kannen aus Marburg“ den Zusammenhang zwischen Ernährungsgeschichte und Gewerbegeschichte exemplarisch an der Töpferei des 19. Jahrhunderts. Die Töpfer, so Schindler, hätten bedarfsorientiert produziert, was in dargestelltem Fall die Umstellung einer ganzen Produktion aufgrund geänderter Ernährungsgewohnheiten von bäuerlichen und städtischen Mittel- und Unterschichten bedeutet hatte. Der „Etablierung neuer keramischer Produkte“ war der darauf folgende Teil des Symposiums gewidmet. Dr. Jürgen Wittstock stellte als erster Referent „Hessen in der Fayence-Kultur des 17. Jahrhunderts“ vor. Er verwies auf die Internationalität der hessischen Fayenceherstellung dieser Zeit und betonte die hieraus resultierenden Schwierigkeiten der Zuordnung. Andererseits stellte er klar, dass die Herstellung dieser Art von Keramik über eine regionale Betrachtung hinaus gehen müsse und die hessischen Zentren in einen globaleren kunst- und kulturgeschichtlichen Zusammenhang gestellt werden müssten. Wie eng die Beziehungen zwischen der landgräflich-hessischen Wirtschaftspolitik und der Steingutproduktion im 18. Jahrhundert gewesen waren, erörterte Susan Linden mit ihrem Beitrag „Kasseler Steingut –ein frühneuzeitlicher Wirtschaftskrimi“. Linden beschrieb ein Kapitel historischer hessischer Wirtschaftspolitik, welches, ihren Ausführungen zufolge, öfters an Tricksereien und Schiebereien, halblegale Geschäftspraktiken erinnern würde. Den abschließenden Vortrag „Höchster Porzellan und Kurmainzische Verwaltung hielt Patricia Stahl. Ihr Anliegen war die Darstellung des unmittelbaren Zusammenhangs zwischen der obrigkeitlichen Verwaltungstätigkeit und der eigentlichen Keramikherstellung in Höchst. Sie zeigte die Varianten der Beeinflussung und Kontrolle, ebenso wie die staatlichen Vorraussetzungen des Betriebs einer Porzellanmanufaktur auf.