Mitteilungen aus dem VHG

Keramik und Landesgeschichte
Symposium des VHG–Zweigverein Marburg am 4. Juni 2005 im Fürstensaal des Marburger Landgrafenschlosses


Im Inventarbestand des Marburger Universitätsmuseums für Kunst und Kulturgeschichte ist die größte bekannte öffentliche Sammlung an Marburger Keramik des 19. Jahrhunderts verzeichnet. Die Keramik der Marburger Töpfer ist in Marburg, was verständlich erscheinen mag, besser als anderswo vertreten. Der überaus große Bestand von gegenwärtig mindestens 221 Stücken ist das Resultat einer kontinuierlichen Sammlungstätigkeit seit ca. 1875, einer Zeit, in der das Museum als Institution noch nicht existierte. Es war Ludwig Bickell (1838-1901), der spätere Bezirkskonservator des Regierungsbezirks Kassel, der als erster Kustode des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde fast drei Jahrzehnte kulturgeschichtliche Objekte mit (Kur-) Hessenbezug systematisch zusammentragen konnte. In den Bickellschen Inventaren von 1882-1892 finden sich in der Rubrik „Thon, Porzellan, etc.“ insgesamt 418 unterschiedliche keramische Objekte, davon 12 Stücke an Marburger aufgelegter Ware des 19. Jahrhunderts. Bis heute kommt der Verein der Bickellschen Intention nach, eine Sammlung zu unterhalten und nach Möglichkeit zu ergänzen und kontinuierlich wissenschaftlich zu erschließen.
Bislang nie umfassend ausgestellt, drehte sich im Marburger Haus der Romantik, dem Marburger Universitätsmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, anschließend im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach und zu guter Letzt im Thüringer Museum in Eisenach von März bis November 2005 alles um die „Marburger aufgelegte Ware“, eine bunte mit Relief-Dekor versehene Irdenware, die als regionales Produkt schon im 19. Jahrhundert internationale Bekanntheit erlangte.
Ein größerer Teil der gezeigten Objekte entstammt dabei der Sammlung des VHG Der ZV Marburg nahm die Ausstellung im Marburger Landgrafenschloss deshalb zum Anlass, ein interdisziplinäres Symposium auszurichten. Hierbei sollten die wissenschaftlichen Potentiale des Forschungsfelds Keramik innerhalb einer erweiterten Landesgeschichtsforschung aufgezeigt werden.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des ZV Marburg, Herrn Dr. Gerhard Menk, und einiger einleitender Worte durch den Moderator der Veranstaltung, Dr. Siegfried Becker, skizzierte der erste Vortragende des Tages, Herr Dr. Otto Volk, die Bedeutung der historischen Realia in der Landesgeschichtsforschung. Er erörterte, dass zwar der Dokumentcharakter von Hinterlassenschaften jeglicher Art immer wieder thematisiert worden sei, aber in die unmittelbare Landesgeschichtsforschung bislang keinen Eingang gefunden habe. Allerdings, so Volk, deutet sich diesbezüglich, wenn auch langsam, ein Wechsel in der Wahrnehmung an. Frau Dr. Katharina Schaal, die derzeitige Kustodin der Sammlung des VHGs, konnte als zweite Referentin die historisch überlieferte Sicht des Vereins auf die Dinge näher erläutern. Sie setzte auseinander aus welcher Motivation heraus der Verein einst damit begann, eine Sammlung anzulegen und diese bis heute unterhält. Anhand ausgewählter Spitzenstück, genannt sei in diesem Zusammenhang die „Marburger Schlossorgel“, unterstrich sie den kulturhistorischen Wert der Vereinssammlung für das Land Hessen. Der folgende Beiträger, Herr Dipl. Ing. Karl Baeumerth, bot einen ersten Überblick zur „Keramik in Hessen“ und läutete damit die