Auseinandersetzungen der Zeit explizit wissenschaftlichen Charakter. Beide Landesherren hatten herausragende wissenschaftliche und kulturelle Kenntnisse und Fähigkeiten, die sich im Bestand von europäischem Rang der Landesbibliothek bis heute widerspiegeln: Handschriften und Drucke zu Astronomie, Mechanik, Botanik, Mathematik waren Sammelschwerpunkte unter Wilhelm IV, Alchemie und Musik unter Moritz.
Wenn wir im Jahr 2005 auf die 425jährige Geschichte der Bibliothek zurückblicken, so war sie außerordentlich wechselvoll. Hier ist zunächst die "Zuführung" der Fuldaer Bibliotheksbestände 1632 zu nennen. Unter den davon erhaltenen Stücken ragt das älteste Buch der Kasseler Sammlung heraus, der "De bello Judaico" von Flavius Josephus aus dem 6. Jahrhundert, eine Handschrift, die in den Händen der Missionare Südenglands und des Heiligen Bonifazius gewesen ist. Herausragend natürlich auch das Hildebrandlied, um 835 geschrieben, ältestes größeres Textzeugnis einer Heldendichtung in deutscher Sprache.
Eine bedeutende Epoche der Bibliothek wurde mit ihrer Unterbringung im 1779 fertiggestellten Museum Fridericianum eingeleitet. Im ersten öffentlichen Museumsbau auf europäischem Kontinent war die Bibliothek genuiner Bestandteil des aufklärerischen Bildungsauftrages. Bei der Zerstörung des Museums Fidericianum 1941 wurden die Druckschriften nahezu vollständig vernichtet. Die Handschriften- und Musiksammlung konnten weitgehend gerettet werden. Verluste traten aber auch an den Auslagerungsorten auf. Durch Provisorien in ihren Perspektiven begrenzt und angesichts knapper Mittel wurde die Landesbibliothek 1957 vom Land Hessen in die Trägerschaft der Stadt Kassel überführt.
Mit dieser Entscheidung war die Integration der Landesbibliothek mit der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel verbunden. Das 1905 eröffnete Gebäude der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel, das beim großen Bombenangriff auf Kas-sel am 22. Oktober 1943 stark beschädigt wurde, wurde zur Auf-nahme der Landes-bibliothek Ende der 50er Jahre aufgebaut.
Dass dieses Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut werden konnte, ist dem Testament der Brüder Friedrich und Karl Murhard zu danken, die ihr großes Vermögen 1845/1852 ihrer "Vater- und Geburtsstadt Cassel" vermachten. Die Idee der Brüder war, eine wissenschaftliche Stadtbibliothek zu gründen, die im Geiste des Liberalismus für bürgerliche Emanzipation durch Bildung stand. Nach dem Tod Karl Murhards 1865 nahm die Stadt Kassel das Erbe an; Testa-mentsvollstrecker wurde der Landesbiblio-thekar und liberale Abgeordnete Karl Bern-hardi.
Der testamentarisch verfügte Bibliotheksneubau konnte erst vierzig Jahre nach dem Tod Karl Murhards fertiggestellt werden. Der Entwurf im Stil der "deutschen Renaissance"

Der hessische Löwe. Abbildung: Halle