..

13

1873 ordentlicher Reallehrer und 1893 Oberlehrer. Von 1868 bis 1891 erteilt er am israelitischen Lehrerseminar den Deutschunterricht. Mit größtem Dank, vermerkt Stein 1891, erwähne ich die Mithülfe des Herrn Realgymnasiallehrers Lange; 23 Jahre wirkte derselbe an unserer Anstalt mit unwandelbarer Berufstreue und segensreichem Erfolg.1

Mit Römer und Lange wirken am Seminar lange Jahre zwei hochqualifizierte Hilfslehrer, die durch ihre Ausbildung das Seminarwesen, durch ihre Tätigkeit als Volksschullehrer das zukünftige Berufsfeld ihrer Zöglinge genau kennen, und die durch ihre fachliche Kompetenz für ihre Aufgabe gerüstet sind.

Auf Druck des Provinzial-Schulkollegiums, dem das Hilfslehrersystem gar nicht behagt, tritt 1889 Moses Katz in das Seminar ein. Er hat die Rektoratsprüfung abgelegt und sich als Seminarlehrer qualifiziert (weitere biographische Daten waren nicht aufzufinden). 1890 wird er zum ordentlichen Seminarlehrer ernannt, so daß das Seminar seitdem mit Stein und Katz wieder zwei hauptamtliche Lehrer hat.

Mit der Pensionierung Steins geht die erste Periode der preußischen Epoche des israelitischen Lehrerseminars zu Ende. Man könnte sie die "Aera Stein" nennen; denn Jakob Stein war es, der das Seminar durch sein Engagement und den Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit geprägt und ihm zu Ansehen in der israelitischen und christlichen Lehrerschaft verholfen hatte.

 

2. Die Zeit von 1900 bis 1920

Als Nachfolger von Dr. Jakob Stein wird 1897 Dr. Felix Lazarus zum Seminardirigenten berufen. Mit Wirkung vom 1. Juli 1901 verordnet der preußische Kultusminister neue Bestimmungen betr. das Präparanden- und Seminarwesen und die erste Lehrerprüfung. Sie bedeuten in der Geschichte des preußischen Lehrerbildungswesens den Beginn eines neuen Zeitabschnittes.2 Wenn die neuen Bestimmungen auch weit hinter den Forderungen der Lehrerschaft nach einem Zugang zur Universität zurückbleiben, so heben sie doch das Niveau der Ausbildung erheblich an, was sich in Lehrplänen und Prüfungsanforderungen niederschlägt. Daraus ergeben sich auch Konsequenzen für die Vorbildung der Seminaristen; waren die Aufnahmeprüfungen bisher noch relativ freigestellt, so werden sie jetzt an den Besuch einer staatlichen oder privaten Präparandenanstalt gebunden, denen ein verbindlicher Lehrplan verordnet wird.

So entsteht in Preußen eine auf der Volksschule aufbauende staatlich organisierte Lehrerbildung aus einem Guß: drei Jahre Präparandie, drei Jahre Seminar eine rechtliche Regelung, die bis zur Neuordnung der Lehrerbildung durch die Weimarer Verfassung gilt. Sie stellt auch das israelitische Seminar in Kassel vor schwer zu lösende Probleme, zumal das Provinzialschulkollegium energischer als früher die Einhaltung der neuen Bestimmungen verlangt. In diesem Zusammenhang tauchen erneut Zweifel an seiner Existenzbe- [Existenzberechtigung]

__________

1 Stein, Jakob: wie S. 4, Anm. 2, S. 31.

2 Müller, Karl: Grundriß d. Geschichte d. preuß. Volkschulwesens, 4. Aufl., Osterwieck, 1913, S. 333. Hier sind die Bestimmungen in vollem Wortlaut abgedruckt.

 

..