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[Prinzessin] zessin deutet, läßt sich feststellen, wer unter dieser Phyllis gemeint ist. Es ist die jung gestorbene Schwägerin der Prinzessin, die Gemahlin des Erbprinzen Otto. Der Engländer Segar, der in Beziehungen zu Prinzessin Elisabeth stand, verrät uns dies in seinem virtutum fascicullus. Er nennt die Erbprinzessin in einem seiner Trostgedichte auch Phyllis. Katharina Elisabeth von Baden starb im Februar 1615 bei der Geburt ihres ersten, toten Kindes. Das Monumentum sepulcrale des Landgrafen Moritz bringt ihr Bild; Venus thront in ihren Zügen, Charis auf ihren Lippen. Elisabeth schildert die Schönheit der Erbprinzessin in übertriebener Weise. Hohe Gaben des Geistes und des Gemütes machten sie ihr ebenfalls teuer. Die Trauer über den frühen Tod der Schwägerin spricht aus Elisabeths Gedichten, wie einige vom Redner mitgeteilte Proben beweisen, in denen sie ausspricht, daß erst der Tod ihr in ihrer Trauer Ruhe bringen könne. Die von Dilich geschilderten glänzenden Feste am Hofe Landgraf Moritz boten Zerstreuung, 1612 begleitete sie ihre Eltern und ihren Bruder, den Erbprinzen Otto, zur Krönung des Kaisers Matthias nach Frankfurt a. M., wo sie den Fackeltanz zierte. Sie besaß nach ihrem Bilde im Monumentum sepulcrale ihres Vaters große Schönheit. Aber trotz der sich ihr bietenden Jugendfreuden trat frühe ein Hang zu melancholischen Betrachtungen bei ihr auf. Sie hatte ihre Mutter frühe verloren und ihre Stiefmutter, Juliane von Nassau, bot ihr keinen vollen Ersatz. Dadurch wurde wohl die Schwermut hervorgerufen, die sich in ihren Gedichten zeigt. Auch der im Jahre 1612 erfolgte Tod ihres 12jährigen Bruders Moritz mag nachhaltig auf ihr Gemüt eingewirkt haben. Dazu trat nun der erste große Schmerz durch der Schwägerin Phyllis Tod und den bald darauf 1617 erfolgten Tod ihres geliebten Bruders Otto. In Hersfeld an den Masern erkrankt, wurde dieser durch das Gebell eines Hundes erregt, wollte diesen erschießen, aber durch Zufall entlud sich das Gewehr zu frühe und der Schuß tötete den Erbprinzen. Mit solchen traurigen Gefühlen trat Fräulein Elisabeth in die Zeit ihrer Heiratspläne. Nicht Liebe, son- [sondern]

 

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