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des Brunnens. Auch Jérôme hat den Brunnen wiederholt besucht, und der zurückkehrende Kurfürst erhielt das Bad in alter Weise. Über die Zustände des Bades im Jahre 1816 berichtet eine Schrift des Marburger Professors Wurzer. Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Hofgeismar—Cassel im Jahre 1848 brachte dem Bade namentlich an den Sonntagen einen lebhaften Zuzug aus der Residenz, und Kasseler Persönlichkeiten, wie der Schuster Wettlaufer und der „Bürgerkönig“ Herbold waren dort allbekannte Erscheinungen. Natürlich kam es im Revolutionsjahr auch zu allerhand unliebsamen Auftritten. Das Bad führte dann ein beschauliches Dasein bis 1867, wo Preußen das Bad zur Verpachtung ausbot, die Stadt Hofgeismar aber die Übernahme ablehnte. Später wurde dort das hessische Siechenhaus und das theologische Seminar errichtet, und 1914 wurde (wie 1870) im Bade wieder ein Reservelazarett eingerichtet. Redner schloß mit dem lebhaft aufgenommenen Wunsche, daß die hier Genesung Suchenden nicht umsonst gekämpft und gelitten haben möchten1).

 

5. Am 17. Februar 1919 sprach der hessische Dichter und Lehrer Heinrich Bertelmann über „Bilder aus der hessischen Landschaft“. Wer Bertelmanns „Hessische Höhenluft" kennt, weiß, in wie künstlerisch vollendeter, von Heimatliebe durchdrungener Darstellung er die hessische Landschaft nach der ästhetischen und historischen Seite zu schildern versteht. Mit Dichteraugen spürt er den Sagen und geschichtlichen Erinnerungen der einzelnen Stätten nach, überall weiß er die lebendige Gegenwart mit den Fäden der Vergangenheit zu verknüpfen und von hoher Warte überraschende Zusammenhänge aufzudecken. Die Schönheit der hessischen Landschaft, die etwa im Vergleich zum Harz und Schwarzwald etwas Zurückhaltendes, Herbes hat, will gefühlt sein, nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen. In diesem Sinne gab es kaum einen berufeneren Führer

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1) Der Vortrag ist vollständig im „Hessenland“ 1919, S. 169, abgedruckt.

 

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