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4. Über „Leben und Treiben am Hofgeismarer Gesundbrunnen“ sprach am 21. Oktober 1918 im Vortragssaale der Landesbibliothek Rechnungsdirektor Woringer und entrollte dabei lebensvolle Bilder über das Badeleben mehrerer Jahrhunderte an dieser denkwürdigen, einst so stark besuchten Stätte. Im 17. und 18. Jahrhundert ein vielbesuchtes Heilbad, in der ersten Zeit des 19. Jahrhunderts noch ein vielbeliebter Vergnügungsort, sind die schönen Anlagen des Bades Hofgeismar jetzt kaum noch besucht. Der Sage nach fand am ersten Ostertag 1639 ein hessischer (nicht, wie bisher stets behauptet wurde, ein kaiserlicher) Soldat durch Zufall die Quelle und an ihr Genesung von schwerer Verwundung. Der Ruf der Quelle drang in immer weitere Kreise, bis nach Bremen und Hamburg, und bald zählte die Schar der Genesung Suchenden in die Tausende. Vornehme Offiziere, wie der hessische, später kaiserliche General Melander schlugen hier ihre prächtigen Zelte auf, andere benutzten ihre Reisewagen als Wohnung, andere Leute Zelte und Bretterbuden, die Armen ruhten unter strohgeflochtenen Windschirmen. Landgraf Karl ließ die Quelle reinigen und fassen, einen Brunnentempel darüber errichten und das Karlsbad erbauen. Wilhelm VIII. fügte das Wilhelmsbad und den Kursaal hinzu, der 1745 vollendet wurde. Das gesellige Leben des Hofes am Geismarer Brunnen um die Mitte des 18. Jahrhunderts spiegeln die vom Redner mitgeteilten anschaulichen Briefe der Erbprinzessin Marie wieder. Im 7jährigen Kriege wurden die Brunnengebäude wiederholt von den Franzosen geplündert und verfielen. Dann wandte Friedrich II. seine volle Gunst dem Bade zu, das er fast jeden Sommer mit seinem prunkvollen Hofe aufsuchte, worüber Redner eingehend und anschaulich berichtete. Auch Wilhelm IX. wandte dem Bade seine Fürsorge zu, errichtete neue Gebäude, darunter das anmutige Schlößchen Schönburg, und wußte wieder einen großen Strom von Badegästen anzuziehen. Wie es damals am Brunnen zuging, zeigt uns u. a. das haudschriftlich [handschriftlich] erhaltene Tagebuch des Kasseler Kaufmanns Sattler, eines ständigen Gastes

 

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