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Das einzige Tor, das auf der Südseite der Stadt nach außen führte, war bis zum Ende des 16. Jahrh. das Zwehrentor. Durch den Zwehrenturm gelangte man in ein nur schwach erleuchtetes Gewölbe, das durch die Wälle des Zwehrenberges führte und diesseits des Hauptgrabens unweit der Mündung der untern Carlsstraße in den Friedrichsplatz wieder ins Freie führte. Daran schloß sich eine über den Graben führende Holzbrücke und der Weg durch das hier befindliche Außenwerk. Da das Zwehrentor dunkel und eng war, ereigneten sich in ihm wiederholt schwere Unglücksfälle, die 1597 zur Errichtung des neuen Tores (bei der heutigen Garnisonkirche) und zur Schließung des Zwehrentores führte. Landgraf Wilhelm IV. aber ließ für sich ein besonderes Tor, die sog. „Schlosspforte“, durch den Hauptwall brechen, der über das Gelände der heutigen Kriegsschule zog. Der Zugang dieser teilweise noch erhaltenen Schloßpforte liegt ganz versteckt an der Ostseite des Kunsthauses und ist nur Wenigen bekannt. Über dem alten Toreingang befindet sich die Inschrift: „Anno 1591 ist Wilhelm Landgraf zu Hessen den 27.April das erste Mal durch dies Thor gefahren“. Nach dem Tode des Landgrafen (1593) wurde auch die Schloßpforte dem öffentlichen Verkehr übergeben.

Bald nach Beendigung des siebenjährigen Krieges ließ Friedrich II. die Festungswerke abtragen, die Gräben ausfüllen. Es entstanden die beiden schönen Plätze Kassels, der Königsplatz und der Friedrichsplatz. An der Ecke der Königsstraße und des Friedrichsplatzes erbaute sich der Generalmajor und Oberkämmerer v. Jungken-Müntzer ein Haus, das später als Ständehaus, dann als kurfürstliches Schloß vom Staat angekauft und eingerichtet wurde. In der Mitte der Nordfront des Platzes ließ Friedrich II. 1769—1778 durch du Ry das nach ihm benannte Museum, die heutige Landesbibliothek, und dann 1770 bis 1774 an der untern Platzecke das sog. geistliche Haus, die 1781 eingeweihte katholische Kirche erbauen. Die leider nach der Altstadt hin sehr geneigte Fläche des Platzes wurde in Rasenplätze ver- [verwandelt]

 

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