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siedeln [besiedeln]. Dieser Brückenkopf wurde erweitert und an der alten Leipziger Straße, der jetzigen Bettenhäuserstraße, entstand die älteste Siedlung der Unterneustadt. Das Unterneustädter Tor lag etwa anstelle des jetzigen Waisenhauses. Als diese zwei Siedlungen auf dem linken und rechten Ufer nicht mehr ausreichten, be sonders seitdem zahlreiche Dörfer durch den Krieg eingegangen waren und die Bauern sich in die Stadt flüchteten, entstand als dritter Stadtteil die „Freiheit“. Vor dem Tore lag der „Brink“, der alte Anger von Kassel, und vor dem Brink der Breul, der alte Hüte platz der Gemeinde, etwa zwischen Kastenals- und Schäfergasse. Die neuen Straßen wurden hier fast gradlinig angelegt; nur wo die Mittelgasse auf den Steinweg stieß, erhielt sie eine sanfte Biegung. Auch der „Graben“, der sich längs dem Graben der ältesten Stadt herzog, hatte etwas geschwungen angelegt werden müssen. Burg und Kloster waren jetzt von der Stadt befestigung ausgeschlossen. Im Jahre 1385 erfolgte insofern eine Aenderung, als die Stadt sich nun doch entschloß, den Graben wieder um das Kloster herum zuführen. Der Platz „vor dem Kloster“ ist nichts anderes als der zugeschüttete Graben.

Redner ließ nunmehr seine Zuhörer einen kunstgeschichtlichen Spaziergang durch Kassel unternehmen an der Hand prächtiger Photographien und Bilder aus früherer Zeit. Das bekannte Aquarell Eisenträgers von 1773 mit dem Blick über die alte Fuldabrücke nach dem Schloß — es befindet sich in Besitz des Archivars Dr. Knetsch in Marburg — ist insofern von besonderer Bedeutung für die baugeschichtliche Entwickelung Kassels, als es eine Reihe von heute nicht mehr vorhandenen Bauten zeigt. Von den drei Häusern, die sich damals auf der alten Brücke befanden, war das mittlere fürstlicher Besitz, die beiden anderen städtisches Eigentum. Den jetzt zusammenhängenden Komplex des Renthofes zergliederte Redner in das alte, in Resten noch vorhandene Kloster der Karmeliter, in das ganz den Typus der spätmittelalterlichen hessischen Rathäuser tragende eigentliche Hofverwaltungsgebäude und den beide verbindenden späteren Zusatz. Von

 

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