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Universität und des Staatswesens, hervorragender Kollegen und des sehr ungünstig beurteilten letzten Kurfürsten erregten namentlich das Interesse der älteren Herren, deren eigene Erinnerungen in diese Zeit zurückreichen.

 

6. Die Sitzung vom 9. März 1909 fand im Hörsaal des physiologischen Institutes, den Professor Schenck gütigst zur Verfügung gestellt hatte, statt. Der angekündigte Vortrag des Oberlehrers Paul Helmke aus Friedberg über „Das Römerkastell Kapersburg“ hatte der Einladung entsprechend auch zahlreiche Nichtmitglieder angelockt. Er wurde durch eine große Zahl trefflicher Lichtbilder belebt. Der Vortragende führte etwa folgendes aus: Die Kapersburg, in Urkunden als Carpesserburg, Cärbersburg, im Volksmunde einfach als Burg oder Hoheburg bezeichnet, ist zum ersten Mal durch die Reichs-Limes-Kommission genau untersucht worden; denn die Grabungen des jüngeren Dieffenbach aus Friedberg (1878 und 1879) hatten nur Fundstücke zum Ziel. Sie ist eins der Taunuskastelle und bildet (von Norden aus gerechnet) das erste Gebirgskastell. Während aber ihre Nachbarkastelle Saalburg und Langenhain Sperrfestungen sind, hatte die Kapersburg diese Bedeutung erst in zweiter Linie; sie war vielmehr als optische Verbindung zwischen den beiden genannten Kastellen, als Beobachtungsposten nach der Wehrheimer Hochebene hin und als Truppenstation nötig. Die Lage des Kastells in halber Höhe der Westabdachung des Wintersteins und im teilweisen Schutz sumpfigen Geländes war gut gewählt; sie erhebt sich 60 Meter hinter dem Limes, zwischen beiden steht das Bad. Sie ist dreimal neu aufgebaut und dabei jedesmal bedeutend erweitert worden; zuerst als Erdkastell, dann als Steinfachwerk- und zuletzt als reines Steinkastell. Dabei wurden auf der West- und Nordseite die neuen Kastellmauern unmittelbar hinter oder vor den Graben des vorhergehenden Kastells gesetzt, so daß hier mehrfache Überschneidungen der Gräben und Mauern stattfinden mußten. Reste der Kastellmauer 2 sind von dem

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