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[Bürgermeister] meister wurde aus den Schöffen, der sogenannte Heimburge (Stadtkämmerer) aus den Sechsen des Rats oder der übrigen Bürgerschaft gekoren. — Bedeutenden wirtschaftsgeschichtlichen Wert besitzen endlich verschiedene Ordnungen und Tabellen des Stadtbuches, die den städtischen Haushalt und die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Stadt berühren, so ein 43 Positionen umfassender Zolltarif, Statuten über indirekte und direkte Steuern mit einem merkwürdigen Selbsteinschätzungseid, ausführliche Preistarife, in denen der Rat festsetzte, wieviel die Lebensmittel kosten sollten und wieviel Heller für Backen, Schlachten, Barbieren u. s. w. zu zahlen seien, wie hoch der Lohn der Feldarbeiter, des Stadtknechts u. a. oder auch das Entgeld für Botengänge in die umliegenden Ortschaften sein solle. — So bietet die neu aufgetauchte Rechtsquelle ein buntes und vielseitiges Bild des kräftig pulsierenden politischen und wirtschaftlichen Lebens einer mittelalterlichen Stadt, Amöneburgs, das bekanntlich dank seiner günstigen und beherrschenden Lage an den Grenzen von Hessen und Mainz keine unbedeutende Rolle in der Geschichte unserer engeren Heimat gespielt hat. — Der Vorsitzende dankte dem Redner für seine interessanten Mitteilungen aus dieser neuen reichen Quelle zur Geschichte der Nachbarstadt, welcher der Verein erst im vorigen Herbst einen Besuch abgestattet hat. Noch mehrere Herren, namentlich Geh. Rat Hartwig, Geh. Kirchenrat Kalbhenn und Pfarrer Scheffer bezeugten ihr Interesse für die Ausführungen des Vortragenden und veranlaßten ihn insbesondere zu weiteren Mitteilungen über die Preisfestsetzungen des Stadtbuchs. Endlich erteilte der Vorsitzende das Wort an Professor Wenck zu Mitteilungen aus der vor kurzem erschienenen, aber zunächst für die Eamilie bestimmten und daher nicht im Buchhandel erhältlichen Selbstbiographie des Philosophen Eduard Zeller (Erinnerungen eines Neunzigjährigen). Zeller, geb. 1814, Privatdozent in Tübingen, Professor in Bern, gehörte vom Herbst 1849 bis zum Sommer 1862 unserer Universität an. Seine temperamentvollen Schilderungen der Zustände der

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