..

- 30 -

Ministers Eberhard Einschreiten wurde das Feuer wieder gelöscht. Nachdem beide Herrn Posten aufgestellt, die niemanden weiter in die Kaserne einließen, schritten sie an der Spitze der bereits eingedrungenen Leute zu einer Durchsuchung der Kaserne und retteten dadurch 3 Gardegensdarmen und einem kranken Garde du Corps das Leben, die sicher verloren gewesen wären, wenn sie der erbitterten Menge in die Hände gefallen wären.

Unterdessen hatten einige Leute, besonders der Schauspieler Krökert, versucht, in die vor der Kaserne wogende Menge einige Ordnung zu bringen und namentlich die Bewaffneten zu einem Freikorps zu vereinigen. Seidler sah bei seiner Rückkehr aus der Kaserne alsbald ein, wie gefährlich es sei, wenn die Leitung der Massen jetzt in ungeeignete Hände komme, und als sich die Führer des neugebildeten Freikorps mit der Bitte an ihn wandten, dessen Kommando zu übernehmen, ging er sofort darauf ein. Er ließ das Korps antreten und übergab einem Teil der Mannschaften, die dies Zeichen von Vertrauen sehr hoch aufnahmen, die Bewachung der Kaserne, die bereits mit der Inschrift „National-Eigentum“ versehen war. Dann kommandierte er „Bataillon vorwärts marsch!“ und nicht nur das Freikorps, sondern die ganze Menschenmenge setzte sich in Bewegung und folgte ihm, fortwährend schießend, durch die Wilhelmstraße und Königstraße zum Königsplatz. Hier trat Friedrich Oetker an Seidler heran und flüsterte ihm zu: „Gehen Sie ins Palais und veranlassen Sie den Kurfürsten, daß er die Garde du corps auflöst“. Seidler nahm an, daß eine solche Maßregel die aufgeregten Gemüter beruhigen werde. Er ging also auf Oetkers Vorschlag ein und teilte dies, auf die Schultern der Nächststehenden gehoben, dem Volke mit, das sein Einverständnis durch ein kräftiges „Hurrah!“ kundgab. Im Palais, das die Bataillonskommandeure der Bürgergarde Eggena und Vogt l) selbständig und ohne erhaltenen Befehl mit ihren Leuten besetzt und dadurch vor einem

___________

1) Hutfabrikant Gustav Vogt.

..