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aus der Stadt verlegt würde; man könne sonst nicht wissen, was geschehe. Die Aufregung sei ungeheuer. „Will’s überlegen“, bemerkte der Kurfürst. Seidler empfahl sich; als er ging, wurde der Stadtkommandant v. Lepel zum Kurfürsten eingelassen.

Seidler begab sich nun mit Eggena in dessen nahegelegene Wohnung, wo er seine dorthin geholte Uniform anlegte. Dann begab er sich durch die aufgeregte Menge, die bereits an verschiedenen Stellen der Stadt Barrikaden erbaut hatte, zur Garde du Corps-Kaserne. Ein Teil der l. Kompagnie und andere Bürgergardisten folgten ihm. Am oberen Ende der Wilhelmsstraße, an der Ecke der Wolfsschlucht, waren nur noch wenige Menschen zu sehen, der Reitplatz war fast leer; in der Gegend des Pferdeteichs 1) fielen einzelne Schüsse. Jetzt öffnete sich das obere Hoftor der Kaserne und die Garde du Corps ritt zum alten Wilhelmshöher Tor 2) hinaus. Vom Pferdeteich aus wurde hinter der Truppe her geschossen. Seidlers Bemerkung, es sei zweckmäßig, die Garde du Corps aus der Stadt zu verlegen, hatte der Kurfürst nämlich als richtig erkannt und der Truppe durch den Generalleutnant v. Lepel den Befehl zum Verlassen der Stadt geschickt, v. Lepel mußte das verschlossene Tor der Kaserne erst gewaltsam öffnen lassen und als er dann hineintrat, empfingen ihn die scharfen Schüsse der auf dem Hofe haltenden, einen Angriff erwartenden Reiter. Nach einem kurzen Halt an der Karthäuserstraße zum Erwarten der Nachzügler ritt die Garde du Corps über Wilhelmshöhe nach Hofgeismar 3).

Nun sammelte sich eine gewaltige Menschenmenge vor der Kaserne. Man. hatte mittlerweile das Zeughaus gestürmt und die nun bewaffnete Menge erging sich in allerlei Ausschreitungen. Das Schilderhaus und die Möbel der Wachtstube wurden zertrümmert and angezündet. Auf Seidlers und des eingetroffenen

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1) Dieser befand sich damals an der Stelle des Rasenplatzes, auf dem jetzt die Luthereiche steht.

2) Jetzt Königstor.

3) Vergl. Mitteilungen für 1907/8, Seite 105.

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