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sonst wohl sicheren Sturme gerettet hatten, wurde Seidler alsbald zum Kurfürsten gerufen, der aber auf seine Forderung, die Garde du Corps aufzulösen, nicht eingehen wollte; nur die Bestrafung der Schuldigen sicherte er zu. Nach kurzer Verhandlung verließ Seidler das Audienzzimmer und teilte der Menge mit, es bestehe die Hoffnung, daß dem Verlangen des Volks willfahrt werde. Aber damit waren die Aufgeregten nicht zufriedengestellt. Die Sache stand höchst bedenklich. Hätte der Kurfürst sich in diesem Augenblicke hinreißen lassen, den Truppen den Befehl zum Einschreiten zu geben, so wären die Folgen vermutlich noch schlimmer gewesen, als die des 18. März 1848 in Berlin.

Gegen 3 Uhr morgens wurde Seidler abermals beim Kurfürsten vorgelassen, bei dem sich auch der Kriegsminister Weiss befand. Auf des Kurfürsten Worte: „Es wird ja immer noch geschossen“, erwiderte Seidler: „Ja, Königliche Hoheit, ich bitte Sie zum letztenmale, ich bitte Sie um Gotteswillen, lösen Sie die Garde du Corps auf! Auf dem Königsplatz wird schon die Republik proklamiert!“ Nach einigem Nachdenken sagte der Kurfürst: „Nun, wenn es sich herausstellt, daß die Täter bei der 1. Eskadron waren, so soll diese aufgelöst werden!“ Nach einer Pause begann Seidler abermals: „Königliche Hoheit, im Jahre 1831 sollten auch die Schuldigen bestraft werden. Das Volk ist argwöhnisch geworden. Sie haben mir das Wort gegeben, daß die l. Eskadron aufgelöst werden soll, wenn diese schuldig ist. Ich weiß, welches Opfer ich verlange. Sprechen Sie aus, Königliche Hoheit, soll die 2. Eskadron auch aufgelöst werden, wenn Schuldige darunter sind?“ Der Kurfürst kämpfte mit sich; dann sagte er: „Nun, meinetwegen!“ Er bat dann Seidler, dies dem Volke mitzuteilen.

Das hatte den gewünschten Erfolg. Die ermüdeten Massen begannen sich im Morgengrauen zu verlaufen und auch Seidler kehrte in seine Wohnung zurück. Am nächsten Morgen, an dem auch die Landstände die Auflösung der Garde du Corps verlangten und auf die Nachricht, daß diese bereits beschlossen sei, dem

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