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einem vollständigen zu machen. Kaum war Steinbach in die Linie eingerückt und hatte seine Geschütze ab protzen lassen, als ihn eine tötliche Kugel traf. Ein Brief seiner Mutter, der vorgezeigt wurde, erreichte ihn nicht mehr und kam mit dem postalischen Vermerke: „Retour, ist tot“ nach Kassel zurück. Schon am 29. September 1812 konnte der tiefgebeugte Vater den Tod seines Sohnes in den Kasseler Zeitungen an zeigen.

c. Hierauf zeigte Herr Dr. Schwarzkopf einige Nummern des im Jahre 1850 in Leipzig erschienenen Witzblattes „Spitzkugeln“ vor, die verschiedene auf den hessischen Verfassungskampf bezügliche Witze enthielten.

d. Herr Dr. Schwarzkopf machte ferner Mit teilungen über die Geschichte des Kasseler Stadtbaus 1). Im Jahre 1421 beschloß die Stadt Kassel, am linken Fuldaufer an der sog. Schlagd ein „Hochzeitshaus" zu bauen. Aus diesem ist später der jetzige Stadtbau entstanden. Der steinerne Unterbau und der halb runde Turm des Stadtbaues stammen noch aus dem Jahre 1421. Die oberen Stockwerke wurden 1598 er neuert. Als man 1788 mit dem Bau der heutigen Fuldabrücke ( Wilhelmsbrücke ) begann, wurden die neben dem Stadtbau liegenden Häuser abgerissen, um eine Zufahrtstraße zur Brücke zu schaffen. Soweit der dadurch entstehende freie Raum nicht zur Straße verwendet wurde, lag er wüst, bis man 1818 darauf den großen Saal und die heutigen Wirtschaftsräume erbaute. Die Fertigsstellung dieses Baues wurde 1820 durch eine große Festlichkeit gefeiert. Hierzu war auch der Kurprinz Wilhelm mit seinem Hofstaate eingeladen worden. Seine Maitresse, Frl. Emilie Ortlöpp (spätere Gräfin Reichenbach-Lessonitz ), ebenfalls einzuladen, konnte man nicht umgehen; es geschah dies aber in einer wenig ehrenvollen Weise. Mit der Überbringung der Einladung wurde nämlich ein städtischer Laternen- [Laternenwärter]

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1) Der Vortrag ist vollständig abgedruckt im „Hessenland“, Jahrg . 1907, S. 52.

 

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