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[Ärgernis] nis , als die beiden fahrenden Gesellen in langen, nicht mehr einwandfreien Schlafröcken, das Cerevismützchen der Schaumburger stolz auf ihrem Haupte und in den Händen die mit Quasten geschmückte sog. „Renommier pfeife“, ihre frohe Wanderung antraten. Vogel hatte, um sein Auftreten noch phantastischer zu gestalten, sich ein paar rote Pumphosen zugelegt. Kurz hinter dem Dorfe Seelheim trafen die beiden auf eine Fulder Musikbande und, obwohl selbst mit Mammon nicht sonderlich versehen, wußten sie doch durch Versprechen von Freibier ad infinitum die durstigen Musikanten zu bestimmen, sich ihnen anzuschließen und mit Musik in das Städtchen Kirchhain einzuziehen. Unter dem lauten Halloh der Schuljugend und dem Jubel der Bevölkerung fand dann der fidele Einmarsch der beiden Studenten statt, den zu hindern sich die Polizei des Ortes umsonst bemühte. Die beiden Polizisten drangen auf strenge Bestrafung, fanden aber kein williges Ohr bei dem Richter des Ortes, der, selbst Korpsstudent, den Ulk von der heiteren Seite auffaßte und die Beiden mit einem freundlichen Verweis laufen ließ.

Im Leben des Musensohnes spielt bekanntlich auch Gott Amor eine gewisse Rolle, wenngleich hier seine Pfeile nach den verschiedensten Richtungen hinfliegen. So war es auch bei Dingelstedt. Wie ein leichtes Rohr, von jedem Windhauch bewegt, schwankte während der Studienzeit das Herz des seiner eigenen Angabe nach fast immer verliebten stud. theol . Franz Dingelstedt hin und her, zumal dieser das Glück hatte, durch die Gewandtheit seines Auftretens und den Zauber seiner Persönlichkeit die weiblichen Herzen aller Stände sich im Sturm zu erobern. Alle vier Wochen, schreibt Vogel, hatte sich Franz in ein neues Frauenzimmer verliebt. Von allen den vielen Schönen, für welche sich unser Studiosus begeisterte, hatte aber nur Eine das Glück, das Herz des Dichters etwas länger zu fesseln und ihm eine etwas tiefe Neigung einzuflößen, und diese Eine war keine Marburgerin, sondern eine Fremde, keine sog. höhere Tochter, son dern eine einfache Schauspielerin einer allerdings ziemlich hochstehenden Wandertruppe. Fräulein Leo- [ Leonore ]

 

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