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[Landesuniversität] universität Marburg bezogen, war hier als Student der Theologie immatrikuliert worden und war sofort bei den Schaumburgern , einem neu aufgetanen Korps, „eingesprungen“, um den blau-rot-schwarzen Farben fortan treu zu bleiben und die Eindrücke dieses Korpsverbandes sich zeitlebens mit einer gewissen Frische zu erhalten. Er verschmähte es nicht, später im Philisterium sich öffentlich gern als alten Korps studenten zu zeigen und so erschien er als Gymnasiallehrer in Fulda am Stiftungstage seines Korps zum Entsetzen der ihm befreundeten Offiziere wie seines Direktors auf der Parade in einer alten und abgetragenen Cerevismütze der Schaumburger .

Auf der Mensur scheint Dingelstedt wenig Glück gehabt zu haben. Bald nach seinem Eintritt bei den Schaumburgern holte er sich auf dem „bunten Kitzel“ eine tiefe und unparierte Quart über den linken Backen. Dieser „Schmiß" soll, wie Vogel erzählt, nach der Meinung der Ärzte durch die herbeigeführte Blut entziehung wie ein Aderlaß äußerst günstig gewirkt und den bis dahin an Husten und Kurzatmigkeit leidenden Dichter von den letzten Resten eines kranken Lungenflügels geheilt haben, eine Ansicht, die von modernen Ärzten wohl kaum gebilligt werden wird, damals aber allgemein angenommen wurde.

Dingelstedt wohnte nach seinen eigenen Angaben während seines ganzen Marburger Aufenthalts im Hause des Metzgers Brauer in der Wettergasse, während die Studentenverzeichnisse von 1831 bis 1834 den Dichter erst beim Buchbinder Grimmel, später beim Buchbinder Creuzer wohnhaft angaben. Vielleicht war Brauer der Hauseigentümer, während Creuzer und Grimmel zur Miete wohnten und Zimmer an Studenten vermieteten. Dingelstedt wohnte zusammen mit Adolf Vogel, der als Gymnasiast bei Dingelstedts Eltern in Rinteln in Pension gewesen war und dort schon Dingelstedts Zimmer geteilt hatte. Vogel erhielt später nach einem „Krach“ mit einem Pedellen das consi lium abeundi und ging nach Jena. Nach mancherlei Irrfahrten und Schicksalen verschaffte ihm Dingelstedt schließlich die Redaktion des „Frankfurter Journals“.

 

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