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[Entwaffnung] waffnung des Landes und die Verbringung der hessischen Stabsoffiziere und Hauptleute nach Luxemburg. Nach der Wehrlosmachung des Landes wandte man sich seinen Finanzen zu. Alle öffentlichen Kassen mußten nach Kassel geschafft werden. Das Vermögen des Kurfürsten zu erlangen mißlang aber. Die Waffen aus den Zeughäusern, die Möbel aus den Schlössern, die Pferde aus den Gestüten wurden nach Mainz ge schafft. Viel Unersetzliches ist damals verloren ge gangen, so z. B. das alte kurfürstliche Silbergeschirr, das auf der Sababurg eingemauert war, aber verraten und in Mainz eingeschmolzen wurde.

Wenn Mortier in seiner Proklamation sagt, die Besitznahme Kurhessens sei das einzige Mittel, den Bewohnern die Schrecknisse des Krieges zu ersparen, so war das andererseits auch das Ziel der Politik des Kurfürsten, die, wenn sie Erfolg gehabt hätte, dem Lande den Frieden bei geringeren Opfern erhalten hätte. Denn während nun die Hauptstadt Kassel einem sieben jährigen Karneval entgegenging, seufzte das Land ebenso lange unter den drückendsten Lasten.

 

2. Monats Versammlung am 26. November 1906.

Vortrag des Herrn Regierungsrat Winkel:

„Vivatbänder. Ein patriotischer Festschmuck aus der Zeit Friedrich des Großen.“

Vivatbänder sind weiße und bunte seidene Bänder, die sämtlich aus der Zeit des siebenjährigen Krieges oder der nächsten Jahrzehnte nach ihm stammen. Sie sind bedruckt, später auch bestickt und bemalt und zeigen Porträts, Embleme, allegorische Darstellungen, Verse und vielfach das Wort „Vivat“, nach dem sie ihren Namen erhalten haben. Sie sind während der Zeit des siebenjährigen Krieges zu tausenden und abertausenden angefertigt worden und verbreitet gewesen. Infolge des leicht vergänglichen Materials sind aber die meisten zu Grunde gegangen. Sie waren von ver schiedener Breite und Länge. Die kleinsten wurden wie Ordensbänder im Knopfloch getragen, größere an den Stock angeheftet, die größten als Schärpen getragen.

 

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