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der König von Holland von Norden her mit 20 000 Mann, auf Kassel losmarschiere und das Pikett sich heftig verfolgt zurückziehe. Jetzt begann der Kurfürst klar zu sehen. Er versammelte die in Kassel anwesenden Generale und eröffnete ihnen, er wolle sich mit den Regimentern Garde und Gardegrenadiere in die Festung Ziegenhain zurückziehen. Aber keiner der Anwesenden wollte seinen Glauben an eine Gefahr teilen und man beschloß, das weitere abzuwarten.

Bald sollte man über die wahren Absichten der Franzosen belehrt werden. Um 12 Uhr nachts erschien der von Bignon zurückgelassene Gesandtschafts sekretär St. Genest beim Minister v. Baumbach und überreichte ihm eine am 25. Oktober von Napoleon diktierte Note, in der dem Kurfürsten zunächst sein ganzes zweifelhaftes, hier natürlich als Hinneigung zu Preußen gedeutetes Verfahren vorgehalten und am Schlusse erklärt wurde, daß die Sicherheit der französi schen Armee es erheische, daß sämtliche hessischen Städte besetzt, die Waffen, Geschütze, Zeughäuser der französischen Armee überliefert und alle Maßregeln getroffen werden müßten, um den Rücken derselben gegen die feindlichen Gesinnungen, welche das Haus Hessen-Kassel beständig gegen Frankreich geäußert habe, zu decken. Als Hohn kann es nur angesehen werden, wenn dann weiter dem Kurfürsten überlassen blieb, ob er versuchen wolle, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben.

Die hinterlistige Handlungsweise Napoleons wird um so deutlicher, wenn man erwägt, daß der Kaiser schon am 17. Oktober seinem Bruder, dem Könige von Holland, den Befehl gegeben hatte, Hessen zu über fallen, und in dem Befehl an Mortier vom 23. Oktober sich schon der berüchtigte Satz findet : „Mon intention est que la maison de Hesse-Cassel ait cessé de regner et soit effacée du nombre des puissances “ .

Um wenigstens das Schlimmste abzuwenden, ging bald nach Übergabe der St. Genest'schen Note eine Deputation, bestehend aus dem Minister v. Baumbach, dem Geh. Rat v. d. Malsburg, dem Generalleutnant v. Webern und dem Geh. Referendarius Schmerfeld,

 

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