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Entwurfe eines solchen Vertrags reiste v. Waitz nach Berlin, wo er aber so kühl empfangen wurde, daß er den Entwarf gar nicht vorzulegen wagte. Man sagte ihm offen heraus, es scheine, daß der Kurfürst von einem etwaigen Siege Preußens Nutzen ziehen, für den Fall eines ungünstigen Ausgangs nichts aufs Spiel setzen wolle.

So hatte es Wilhelm I. mit beiden Teilen, ver dorben. Wenn er nun wenigstens die Mobilmachung eingestellt hätte! Aber diese wurde weiter betrieben und unterm 11. Oktober sogar ihre Beschleunigung befohlen. So war es denn dem französischen Gesandten Bignon nicht zu verdenken, wenn er die kurhessische Neutralität eine perfide nannte. Ob sich der Kurfürst dessen bewußt gewesen ist, daß eine solche Beurteilung nicht unbegründet war, mag dahingestellt bleiben; seine Minister aber hätten die Lage besser übersehen und ihn warnen müssen. —

Am 14. Oktober 1806 war bei Jena die Entschei dung zu Ungunsten Preußens gefallen. Nun mochte dem Kurfürsten seine Lage doch bedenklich werden. Schon im September hatte er auf die französische Zusage der Neutralität hin an geeigneten Orten auf der Grenze seines Landes sogen. Neutralitätspfähle auf richten lassen. Nun ordnete er unterm 28. Oktober an, daß an der ganzen kurhessischen Grenze solche Pfähle mit der Inschrift: „ Electorat de Hesse. Pays neutre “ versehen, binnen 24 Stunden aufgestellt werden sollten. Gleichzeitig wurden die Truppen bis auf die Stämme und die für den Garnisonsdienst nötigen Mannschaften in die Heimat beurlaubt. Damit glaubte man allen möglichen Anforderungen genügt zu haben. Als der französische Gesandte Bignon kurz darauf abberufen wurde, und bei seinem Abschiedsbesuche dem Kurfürsten andeutete, daß es vielleicht immer noch Zeit für ihn sei, dem Rheinbunde beizutreten, da dachte der Kurfürst so wenig an eine Gefahr, daß er den Wink gar nicht verstand. Da wurde Bignon deut licher und wies darauf hin, daß Napoleon eine bewaffnete Neutralität hinter seinem Rücken nicht dulden könne. Der Kurfürst schwieg darauf und gab dem

 

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