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[Kriegstheater] theater nach Frankreich zu versetzen. Es ist klar, daß bei einer Allianz mit Preußen im glücklichen Falle nicht viel zu gewinnen, im unglücklichen Falle aber viel zu verlieren ist.“

Für völlige Abrüstung mochte sich aber der Kur fürst um so weniger entscheiden, als Preußen seine Neutralität nicht gelten lassen wollte, vielmehr für diesen Fall mit feindlicher Behandlung drohte. Mit Sachsen hatte man es ebenso gemacht und dadurch dem Kurfürsten von Sachsen die Möglichkeit geboten, sich nach der Schlacht bei Jena für von Preußen vergewaltigt zu erklären, was Napoleon anerkannte. Kurfürst Wilhelm faßte aber den verkehrtesten Entschluß, der in diesem Augenblicke wohl möglich war — er reiste am 1. Oktober in das preußische Hauptquartier, um seiner Neutralität auch preußischerseits Anerkennung zu erwirken. Daß ein solcher Schritt, nachdem bereits unterm 26. September die preußische Kriegserklärung ergangen war, von französischer Seite mißdeutet wer den würde, war vorauszusehen, umsomehr, als während der Abwesenheit des Kurfürsten das Blüchersche Korps in Hessen einrückte und vom Kurprinzen selbst begleitet wurde. Daß Blücher sich wieder nach West falen zurückziehen mußte und daß der Kurfürst selbst in Berlin allen Forderungen, sich enger an Preußen anzuschließen, auswich, konnte den Argwohn nicht mehr beseitigen. Aber auch am preußischen Hofe erkannte man, daß man nicht auf den Kurfürsten rechnen dürfe. Kaum hatte er Berlin verlassen, als man ihm eine Stafette nachschickte, die ihn in Gotha einholte. Der König verlangte in einem eigenhändigen Schreiben eine bestimmte Erklärung, ob der Kurfürst 1) seine Truppen bei der Festung Ziegenhain hinter der Schwalm zusammenziehen, 2) die Operationen der beiden preußischen Korps Blücher und Rüchel unterstützen und 3) bei der gemeinsamen Sache aushalten wolle. Aber es war keine bestimmte Antwort zu erlangen. Nur wenn Preußen ihm durch einen förm lichen Vertrag volle Entschädigung an Land und Leuten für etwaige Nachteile sichere, wollte er sich auf einen Anschluß an Preußen einlassen. Mit dem

 

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