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Gesinnungen noch einige Zeit zu verbergen, inhibierte er sogar Rüchels Vorrücken über die Werra hinaus und das Einrücken Blüchers, der bereits bei Warburg stand, in Hessen. Andererseits zog er aber den größten Teil seiner eigenen Truppen unter dem Vorwande der Herbstmanöver zusammen und ließ dies Korps die Stellung zwischen Fritzlar, Melsungen, Ziegenhain und Hersfeld einnehmen, die man preußischerseits dem Rüchelschen Korps zugedacht hatte. Die hessischen Vorposten, als „Grenzkordon“ bezeichnet, standen bei Frankenberg und Wetter und beobachteten an der Fuldaer Grenze das Korps Augereau , das im darm städtischen Oberhessen stand. Es war jetzt klar, daß der Kurfürst eine bewaffnete Neutralität einhalten wollte; er gab sich immer noch der ganz verkehrten Ansicht hin, er könne wählen, wie er wolle, und sah nicht ein, daß die Kleinen verloren sind, wenn sie im Streit der Großen nicht eine bestimmte Partei ergreifen. In Paris, wo man über alle Vorgänge in Kassel stets die genauesten Berichte hatte, war man nun doch nicht so naiv, dem Vorwande der abzuhaltenden Herbst manöver für die hessische Truppenzusammenziehung Glauben zu schenken. Talleyrand erklärte am 10. Sep tember dem hessischen Gesandten v. d. Malsburg offen, daß man über die hessischen Rüstungen genau unterrichtet sei, auch von den kriegerischen Reden Kenntnis habe, die in des Kurfürsten Umgebung (wohl vom Kurprinzen) geführt würden. Eine wirkliche Neutralität bei völliger Abrüstung sei dem Kaiser ganz erwünscht. Er schloß eine am 25. September gepflogene weitere Unterredung mit den warmen Worten: „Vor allem lassen Sie sich nicht aus der Liste der Mächte streichen!“, welche Äusserung v. d. Malsburg in seinem Bericht an den Kurfürsten etwa folgendermaßen weiter ausführt: „Erklärt sich der Sieg für Preußen, so werden die norddeutschen Stände der Diskretion des Berliner Kabinetts überlassen sein. Im entgegengesetzten Falle werden die Neutralen von Frankreich wenigstens nichts zu fürchten haben. Eine gewonnene Schlacht bringt die französische Armee in das Herz der preußischen Monarchie, eine verlorene vermag nicht das Kriegs- [Kriegstheater]

 

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