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bezog. Aber nicht mehr lange sollte man darin verweilen. Am Abend des 23. November brach, jedenfalls durch Heizanlagen unter den Fußböden veranlaßt, Feuer im Schlosse aus, das bald solchen Umfang annahm, daß man kurz nach Mitternacht sich genötigt sah, den König zu wecken, der zunächst, aber ohne jeden Grund, an ein Attentat dachte. Er ließ sofort den Generaladjutanten, Generalleutnant v. Hammerstein, wecken und ordnete die Übersiedelung des Hofes nach dem Schlosse Bellevue an. Die Königin wurde in einer Sänfte dorthin gebracht, wo auch der König erschien. Sobald er sich aber vom Wohlbefinden der Königin überzeugt hatte, eilte er mit 50 Gardeducorps zur Brandstätte zurück. Hier hatte mittlerweile ein heftiger Südwind das Feuer so angefacht, daß an eine Rettung des Gebäudes nicht mehr zu denken war.

Der blinde Eifer der Rettungsmannschaften hatte fast nur Schaden angerichtet. Kostbare Möbel, Uhren, Spiegel, Bilder u. s. w. warf man aus den Fenstern hinaus, so daß ein hoher Trümmerhaufen die Brandstätte umgab. Was noch einigermaßen brauchbar war, wurde in das Orangerie-Gebäude gebracht, wo es Kurfürst Wilhelm I. 1816 versteigern ließ.

Jakob Grimm, der damals Privatbibliothekar des Königs war, gelang es mit großer Mühe, die königliche Bibliothek zu retten; dabei hatte er sich auf einer Wendeltreppe verirrt und konnte nur mit Lebensgefahr den Ausgang wiederfinden.

Obwohl das Bellevueschloß sich für den Hof als zu eng erwies, mochte man doch nicht in das im Winter recht unwirtliche Schloß Wilhelmshöhe zurückkehren; man half sich deshalb durch Hinzunahme der nächstgelegenen Häuser zum Bellevueschloß. Von der kaiserlichen Familie, namentlich von Jérômes Mutter Lätitia, wurde das Königspaar durch reiche Geschenke für seine Verluste entschädigt. Einen von der Stadt Kassel gespendeten Betrag von 800 000 Fr. bestimmte der König großmütig zum Bau einer städtischen Kaserne, wodurch die Einquartierungslast der Bürger erleichtert werden sollte.

Ein Wiederaufbau des Schlosses, den namentlich

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