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besondere mit dem Adel und den Städten verfeindeten Landgrafen zu wege brachte, bestand ausser ihm selbst, dem Landgrafen Balthasar von Thüringen und Herzog Otto dem Quaden von Braunschweig noch aus zahlreichen Rittern und Herren des eigenen Landes wie der Nachbarschaft. Es war auf eine Teilung Hessens abgesehen. Zwei verheerende Kriegszüge, den ersten 1385, den zweiten 1387, unternahmen sie gemeinschaftlich, und Mord und Brand bezeichneten den Weg der Bundesgenossen. Uns interessirt hier namentlich der Feldzug des Jahres 1387, weil in ihm auch unsere Stadt Gudensberg schwer heimgesucht wurde84).

Ende August des genannten Jahres vereinigten sich der Erzbischof und Landgraf Balthasar etwa in der Gegend von Bebra. Der Marsch ging zunächst die Fulda abwärts auf die Städte Rotenburg und Melsungen, die beide genommen wurden. Am 28. August erschienen die Verbündeten vor Cassel, wo vermutlich die Vereinigung mit dem Braunschweiger stattfand. Aber die Residenz des Landgrafen widerstand dem Angriff. Nur wenige Tage mögen die Feinde davor gelegen haben, als sie das Vergebliche einer Belagerung der volkreichen Stadt einsahen; dann flutete der Strom rückwärts. Am Montag nach Aegidii, d. i. am 2. September85), erschien der Erzbischof mit seinen Verbündeten vor Gudensberg. In der Nähe von Vorschütz, die Deckung von Fritzlar im Rücken, schlug er sein Lager auf. Bald wurde die Stadt erstürmt; auch die Wenigenburg, die Ritter Thilo von Wehren verteidigte, fiel in die Hände der Mainzer. Aber die Obere Burg hielt Ritter Eckebrecht von Grifte, damals Amtmann und Burgvogt droben, allen Stürmen zum Trotze. Der Chronist erzählt, dass Landgräfin Margarethe selbst vor den Mauern der Oberen Burg erschienen sei und habe den Ritter aufgefordert, das Schloss zu übergeben, damit weiterer Verwüstung Einhalt geschehe. Aber da habe der getreue Mann ihr entgegnet: „Gnädige Frau, hebet Euch hinweg alsobald, oder ich lasse auf Euch einwerfen als auf den Feind. Und käme mein gnädiger Herr selber, er sollte in dieser Not nicht herauf. Ich getraue zu Gott, dieses Schloss meinem Herrn wohl zu erhalten, bis es Frieden wird, alsdann will ich es wie ein Biedermann und nicht eher verlassen“86).

Man hat die Wahrheit dieser Erzählung, lediglich aus dem wohlfeilen Grunde, weil sie dem Geiste jener Zeiten nicht entspreche, neuerdings in Zweifel ziehen wollen87), — wie ich glaube, mit Unrecht. Gudensberg war der Landgräfin zum Wittum verschrieben88) und sie hatte demnach ein wesentliches Interesse an der Erhaltung von Stadt und Schloss, und die Kriegführung damaliger Zeit bot kein Hindernis für ihr persönliches Erscheinen unter den Stürmenden. Wir wissen zudem, dass Margarethe auf eigene Hand Politik trieb89); wir haben einen Brief Erzbischof Adolfs an seine liebe Muhme aus dem Jahre 138890), in welchem er sie bittet, ihren Einfluss auf ihren Gemahl geltend zu machen, — warum sollte der kluge Prälat es jetzt nicht versucht haben, durch Hinweis auf

 

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