..

107

Damit ruhte für eine Weile der Hader um die mainzer Lehen; er brach erst von neuem wieder los, als Heinrichs II. einziger Sohn Otto, mit dem Beinamen der Schütz, eines frühzeitigen Todes gestorben war (den 10. Dezember 1366).

Der nächste Erbe zu den Allodialgütern der Landgrafen in Hessen wäre Heinrichs II. Tochtersohn Otto der Quade von Braunschweig gewesen. Der Landgraf aber nahm, — aus welchen Ursachen, wissen wir nicht bestimmt, — seines Bruders Sohn Hermann zum Nachfolger und Mitregenten an. Um dem Quaden aber alle Aussicht auf die Nachfolge zu benehmen, schlossen beide Landgrafen im Jahre 1373 mit denen von Thüringen eine Erbverbrüderung ab und trugen im Anschluss an diese das gesammte Fürstentum Hessen als solches dem Reiche zu Lehen auf, während sie bisher nur als Inhaber von Eschwege und der Boineburg Lehnsträger des Reiches gewesen waren80).

Es unterliegt keinem Zweifel, dass beide Maassregeln auch die Aussichten des Erzstiftes, jemals die Grafschaft Maden und die übrigen hessischen Lehen wieder an sich ziehen zu können, in hohem Grade verringerten; die Erbverbrüderung zumal bildete einen Teil der Reichsbelehnung, und dadurch war dem Erzbischof die Hand wesentlich gebunden. Andererseits liess sich geltend machen, dass Landgraf Hermanns Vater zu gunsten seines Bruders Heinrich, für dessen Lebzeiten wenigstens, auf alle Ansprüche an das Land verzichtet hatte, und für diesen Verzicht wurde nunmehr auch hinsichtlich der Nachfolge seines Sohnes Gültigkeit beansprucht81). Im einzelnen vermögen wir hier den verschlungenen Fäden der damaligen Politik nicht nachzugehen; genug: als Landgraf Heinrich der Eiserne im Jahre 1376 verstarb, sah sich Hermann von Feinden rings umgeben, und unter diesen sollte das Erzstift Mainz bald als der furchtbarste auftreten, auch unserer Stadt schweres Unheil bereitend.82)

Erzbischof Adolf, ein geborener Graf von Nassau, hatte im Jahre 1373 die Mehrzahl der Stimmen des mainzer Domkapitels auf sich vereinigt. Er war ein junger, äusserst umsichtiger, staatskluger und zielbewusster Prälat, aber natürlich kein Kirchenfürst nach heutiger Vorstellung, sondern in erster Linie ein ehrgeiziger Reichsfürst, Kriegsmann und Diplomat83). Als die Schwierigkeiten, welche ihm sein Nebenbuhler um den erzbischöflichen Stuhl, der Bischof Ludwig von Bamberg, bereitet hatte, mit dessen Tod aus dem Wege geräumt waren, warf sich Adolf voll und ganz in den Kampf gegen Hessen, und seine Absicht lag offen zutage, die Selbständigkeit der Landgrafschaft zu vernichten. Ihm gegenüber spielt der wenig sympathische, rachgierige und trotzige, aber durchaus nicht staatskluge Hermann eine oft klägliche Rolle. Und dass er schliesslich die mainzer Belehnung erreicht hat, war neben der ihm innewohnenden Zähigkeit auch wesentlichen Glücksfällen zu verdanken.

Der Bund, den Adolf im Jahre 1384 zu Eschwege gegen den mit aller Welt und mit seinen eigenen Unterthanen, ins-

 

..