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jährige Dauer des Vertrags und die Verwendung der hessischen Truppen nur zum Kampfe gegen die Türken auf dem Festlande. Gute Verpflegung, pünktliche Soldzahlung, freie Religionsübung, eigene Gerichtsbarkeit und Antheil an dem Kriegsrathe wurden dem Regiment zugesichert, und, was Sold und Verpflegung angeht, wurde das hessische Regiment völlig den Lüneburgern gleichgestellt. Das Regiment sollte dieser Truppe stets zugetheilt bleiben und von deren Generalmajor befehligt werden.

In Hersfeld war es, wo Landgraf Carl im April 1687 aus seinen noch im Lande stehenden vier Fussregimentern ein neues Regiment bildete, zum Dienste für Venedig bestimmt.*) Zum Oberst und Inhaber des Regiments ernannte er seinen siebenjährigen Sohn, den Prinzen Carl, und zum Commandeur den Oberstlieutenant Georg Dumont. Dieser hatte einst auf fünf verschiedenen Hochschulen studirt und war dann später in holländische und osnabrück’sche Kriegsdienste getreten. Hier hatte er sich so sehr ausgezeichnet, dass er, erst 32 Jahre alt, bereits zum Oberstlieutenant befördert worden war.

Auf dem Marsche nach Venedig gefiel es den Hessen besonders im Würzburg’schen. Der vorzügliche Frankenwein mundete Allen so vortrefflich, dass Oberstlieutenant Dumont, wie er in sein Tagebuch schrieb, froh war, dass er sein Regiment aus diesem ,,Sauflande“ glücklich wieder herausgebracht hatte. Am 16. Juni kam das Regiment in Venedig an und bezog auf der Insel Lido Soldatenhäuser oder Baracken. Glänzend fiel die Musterung des Regiments vor Dogen, Senatoren und Procuratoren aus und glänzend waren die Lobsprüche und der Lohn, der den Officieren in schweren goldenen Ketten und den Mannschaften in neugeprägten Dukaten gespendet wurde.

Einige Tage später wurde das Regiment in sieben Galeeren verladen, um nach Griechenland abzusegeln. Nach langer, aber glücklich verlaufener Fahrt bei ruhiger See langten die Hessen in Corinth an, von wo sie, nachdem Morosini Morea umsegelt hatte, wieder an Rord der venetianischen Schiffe genommen, am 20. September nach Athen fuhren. Schon in den frühen Morgenstunden des 21. September entfaltete sich die Flagge von St. Markus im Haupthafen von Athen, dem Porto di Lion. Die Küste schien wie ausgestorben, die türkischen Rewohner waren mit ihrer Habe nach der Akropolis geflohen und auch die Griechen hielten sich verborgen.

Während Graf Königsmark noch seine Truppen in Schlachtordnung stellte, kam der Erzbischof von Athen mit mehreren Geistlichen und Einwohnern, um die Feldhauptleute als Befreier vom türkischen Joch zu begrüssen. Sie erzählten, dass 500 bis 600 Türken noch in der Stadt gewesen wären, die sich indessen auf die Akropolis zurückgezogen hätten, um hier Widerstand zu leisten, bis von Theben her Ersatz eingetroffen

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*) Auf dies Regiment leitet sich zurück das I. Bataillon des heute in Göttingen garnisonirenden 2. Hess. Inf.-Regt. No. 82,

 

 

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