..

97

sie wieder einmal besichtigen zu können. Der dritte Ausflug (am 11. Juli 1892) galt den s. g. Franzosenlöchern bei Michelbach. Der Sage nach soll hier ein französisches Lager gewesen sein, als hier im August 1759 Franzosen unter General Bassan einquartirt waren. Herr Pfarrer Heldmann theilte aus der Pfarrchronik die über die Ereignisse dieser Zeit gemachten Eintragungen mit.

Vierter Ausflug (am 17. September 1892). Der hiesige Geschichtsverein machte ihn zusammen mit dem Giessener Vereine nach Grossenlinden, namentlich um das durch die umfassende Schrift des Professors Klein in Giessen bekannt gewordene Portal der Grossenlindener Kirche näher zu studiren. Zunächst wurde festgestellt, dass die dem genannten sehr fleissigen Werke beigegebene Abbildung das Portal viel künstlicher darstellt als es wirklich ist. Denn es handelt sich, wie dies bei Kirchen kleinerer Ortschaften mehr vorkommt, weniger um ein grossartig-künstlerisches Werk, als um die Arbeit eines Lokalsteinmetzen. Auch gehören Portal und Kirche nicht dem zehnten, sondern erst dem zwölften Jahrhundert an. Auch hat man es keineswegs mit einem planmässig durchdachten grossen symbolischen Systeme bei den einzelnen dargestellten Figuren zu thun, welche auch keineswegs noch Anklänge an das ferne Heidenthum enthalten. Der Lokalkünstler hat eben, wie an vielen anderen Orten auch, die kleine Kirche seiner Heimath mit Figuren so gut geschmückt, als er eben konnte, mit geistlichen und weltlichen. Es ist eine bunte Reihe, in welcher irgend ein Zusammenhang durchaus nicht zu suchen ist. Der innere kleinere und äussere grössere Bogen sind mit Sculpturen bedeckt. Dass der linke Pfeiler des inneren Bogens mit einem Bischofe geschmückt ist, ist an einer christlichen Kirche nicht merkwürdig, ebenso kommen die „Lindener Portalvögel“, Adler, tausendmal an Kapitalen christlicher Kirchen romanischen und gothischen Stils vor. Der Steinmetz hatte solche an den Kirchen ebenso häufig gesehen und wiederholte sie hier, wie er die Löwen-Kapitäle an dem äusseren grösseren Bogen aus der Erinnerung nacharbeitete. Die Vertheilung der Sculpturen ist eine durchaus unsymmetrische und unkünst- [unkünstlerischen]

Mittheilungen,                                                                 7

 

..

 
 
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite