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willen, der nioht studiro, sich vom Schreiben ernähre und Schul­meister werden wolle, nicht gerne Unannehmlichkeiten aussetzen; der Platz werde von anderen Studenten wenig besucht, wenn es der Fall sei, könne man es ihnen untersagen, weil die Esplanade der neuen Hauptwache wegen der vorzügliche Versammlungsplatz der Offiziere sei. Wenn es sich auch um einen öffentlichen Platz handele, so gebiete die Klugheit das Verbot, damit man sich der Verantwortlichkeit entledige. Auf der anderen Seite wurde geltend gemacht, Serenissimus möchte es nicht gnädig ansehen, wenn das Consistorium das ihm anvertraute Gymnasium so tief herabwürdigen wollte. Man solle an Serenissimus berichten, dass den Offizieren ein friedliches Betragen eingeschärft werde. Weiter wurde die Ertheihing des Eathes, den Platz zu meiden, vorge­schlagen ; ein anderer hielt es für hart, einen allen honnetten Leuten eingeräumten Platz um einiger Offiziere willen den Studenten zu verbieten, und stimmte für ausdrückliche oder stillschweigende Ablehnung des Verbots, endlich wurde die allgemeine Zulässigkeit von Freiheitsbeschränkungen erörtert und die Meinung ausgesprochen, der Oberst brauche von dem Erlasse des Verbotes keine Mit­theilung zu erhalten. Welchen Beschluss zuletzt das Consistormm formulirt habe, erhellt nicht, jedenfalls ergeben die Akten nichts, dass ein öffentliches oder heimliches Verbot erlassen worden sei. Heftiger noch waren die Streitigkeiten mit der Polizei-commission, einer um die Mitte des vorigen Jahrhunderts errich­teten Behörde. Sie beanspruchte die Cognition über alle in den Wirthshäusern und auf den Strassen vorfallenden Injurienhändel und gerieth darüber mit Senat und Consistorium hart aneinander.

Im Mai 1761 sassen die Studenten Stapfer und Hauchard mit Anderen in der grünen Linde und tranken Wein, den ein neu angekommener Student zum Besten gab. Als der Chirurg Frey-muth ihnen sagte, dass er im Hospital eine Frau mit einem ver­wundeten Bein zu verbinden habe, gingen sie mit, um dieses mit­anzusehen — hoffentlich waren es Mediciner — und stiessen dabei auf den Polizeidiener Laborne, der ihnen, wie sie behaupteten, zudringlicher Weise, seiner Angabe nach, von ihnen eingeladen, in die Linde folgte. Wahrscheinlich wusste weder der eine noch die anderen genau, wie es gekommen war, denn sie waren wohl schon damals sämmtlich angetrunken. Von der Linde zog man, weil der Wein zu schlecht war, in den Geinhäuser Bau, bestellte Wein, vergnügte sich aber zunächst in der vorderen Stube, wo französische Soldaten, Schiffsknechte und Bürger beim Wein sassen und wo auch getanzt wurde, damit ebenfalls herumzuspringen und zu juchzen; dabei haselirten die Studenten so arg, dass die Schiffs­knechte beinahe zugeschlagen hätten. Die Studenten geriethen schJiesslieh mit Laborne, den einer von ihnen vorher mit Bruder angeredet hatte, weil er ihre Degen an sich genommen hatte, in Streit, zerbrachen Gläser und Scheiben, indem sie durch das Fenster sprangen, bezahlten den bestellten Wein nicht. Der weitere Verlauf ist dunkel geblieben, da alle Betheiligten betrunken waren, nur soviel ist gewiss, dass Laborne die Studenten geprügelt, des Stapfers Degen zerbrochen und ihn schliesslich auf die Wache

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