LIV

hin, aufwärts über Krotzenburg und Seligenstadt bis zum Spessart überblickt, wird sich der Ueberzeugung von der strategischen Bedeutung dieser Stelle nicht verschliessen können. Dass man dieselbe gerade in neuerer Zeit nicht beachtete, hatte seinen Grund vor Allem darin, dass innerhalb des Dorfes nach der übereinstimmenden Aussage aller Ortsbewohner und älterer Berichterstatter nie auch nur die geringste Spur römischen Anbaus gefunden worden war. Duncker hatte daher vom Standpunkte exakter Forschung aus vollkommen recht, wenn er die Annahme Steiners, dass das Dorf Kesselstadt seinen Namen von einem Kastell habe, mit vielen anderen ähnlichen Vermutungen des verdienstvollen, aber etwas phantasiereichen Mannes verwarf. Freilich waren sowohl nördlich als westlich vom Dorfe einzelne römische Gegenstände gefunden, aber man war nur zu geneigt, sie zu dem über l km. entfernten Salisberge in Beziehung zu bringen, dessen Name bereits in der Limeslitteratur eine Rolle spielte und die topographischen Vorstellungen ortsunkundiger Mitforscher verwirrte. Dass ihm gegenüber das Dorf wieder zu seinem Rechte kam, ist nicht eine Folge zufälliger Funde, sondern das Ergehniss einer Kombination, die sich mir als Konsequenz der bei den Ausgrabungen am Limes und hinter demselben gemachten Beobachtungen mit zwingender Notwendigkeit aufdrängte, und deren zähes Festhalten trotz vielfachen Widerspruches dann Schritt für Schritt auch zu thatsächlichen Funden geführt hat, die an Ausdehnung und wissenschaftlicher Bedeutung alles, was am Limes gefunden war, weit hinter sich liessen.

Ich habe bereits im Sommer 1884, also vor dem Erscheinen der Bücher von Mommsen und Kallee in einem im Hanauer Verein gehaltenen Vortrag, der ein Programm für die weiteren Arbeiten desselben aufstellte, und der seinem Hauptinhalt nach in der Didaskalia vom 24. Juli 1884 wiedergegeben ist, die Vermutung ausgesprochen, dass vor der Anlegung des Wetterauischen Grenzwalls der Main bis zu seinem Knie bei Hanau die Grenze bildete, und dass von da an eine ältere Strassengrenze mit Kastellen und Thürmen in seiner geradlinigen Verlängerung nach Friedberg