XLVIII

Nachgrabungen an den Resten einer Thorwiderlage und eines Weges mit römischen Gefässscherben feststellen konnten. Der Ausgang war durch einen Turm bewacht, er diente, wie das Material der Türme zeigt, dazu, um Bausteine aus den Kalksteinbrüchen, die beim Kloster Wolfgang, l km. ausserhalb der Grenze, lagen, herbei zu schaffen.

Es bringt mich dies auf eine andere Frage, zu deren Lösung unsere Ausgrabungen ebenfalls beigetragen haben. Duncker hatte, um die falsche Annahme eines äusseren über den Kamm des Spessart verlaufenden Limes zu bekämpfen, mit grosser Entschiedenheit betont, dass jenseits des Pfahlgrabens und der nassen Maingrenze sich keine Spur von der Anwesenheit der Römer finde. Dies ist im allgemeinen richtig, aber nicht in der Schroffheit, mit der es Duncker ausgesprochen hat. Abgesehen von dem zweifellosen Verkehr der Grenztruppen nach den genannten Steinbrüchen habe ich feststellen können, dass die Garnison von Grosskrotzenburg das Material für ihre ausgedehnten Ziegelbrennereien aus den Thongruben jenseits der Grenze bei Kahl entnommen hat, und dass der Torf, den wir als Brennstoff in den von uns aufgedeckten Ziegelöfen vorfanden, aus den ausserhalb des Grenzwalls gelegenen Torfstichen stammen muss, in welchem vor etwa 50 Jahren durch den Vater unseres verstorbenen Mitgliedes Eduard Roessler eine Münze des Domitian gefunden worden ist. Endlich haben wir auch vor dem Kastell Marköbel, l km jenseits der Grenze, eine römische Wasserleitung mit der zugehörigen Quellenfassung feststellen können, welche, nach Marköbel gerichtet, nur den Zweck gehabt haben kann, römische Häuser, welche im Thal unterhalb des Kastells lagen, mit Wasser zu versorgen. Wir sehen: wenn die Römer auch sicherlich eifersüchtig darauf sahen, dass ihre Reichsgrenze von den Nachbarn geachtet wurde, wenn sie selbst auch schwerlich sich ausserhalb derselben ansiedelten, so trugen sie doch kein Bedenken, das Terrain unmittelbar vor derselben, wo Bedürfniss und Bequemlichkeit ihnen dies wünschenswerth erscheinen liessen, sich nutzbar zu machen.