XLIV

Die Krone unserer Ausgrabungsergebnisse war aber die Aufdeckung eines Mithrasheiligtums in der bürgerlichen Niederlassung hinter dem Kastell, wie die in ihm gefundene grosse Reliefplatte den wichtigsten Schatz des Museums zu Hanau bildet. Sie, in Verbindung mit mehreren Votivaltären, von welchen besonders einer, der dem Juppiter Dolichenus (dem romanisierten Baal) geweiht ist, auch für die Bestimmung der Garnison von Bedeutung war, werfen interessante Schlaglichter auf die Verehrung orientalischer Gottheiten gerade seitens der in den Grenzkastellen liegenden Truppenteile. Eine Reihe von Schlussfolgerungen auf die architektonische Beschaffenheit der Mithrasgrotten, zu welchen die sorgfältige Beobachtung der Ausgrabungsbefunde den Stoff bot, hat später bei der 'Aufdeckung des Heddernheimer Mithräums, durch welche auch unser Frankfurter Museum in den Besitz eines hochinteressanten Denkmals gekommen ist, erfreuliche Bestätigung gefunden. Die nahe Beziehung, in der die römischen Anlagen bei Hanau zu denjenigen von Friedberg standen, konnte ich schon damals durch die Auffindung eines bis dahin nicht als solchen erkannten Mithrasfragments im Hofe Gustav Dieffenbachs nachweisen, dessen auffallende Uebereinstimmung mit unserem Relief in der Technik eine gleiche Provenienz beider Skulpturen vermuten liess.

Auf einen regen Verkehr und Waarenaustausch zwischen den Plätzen des Grenzlandes wiesen auch die Untersuchungen hin, zu welchen die Auffindung dreier Ziegelöfen an der Nordseite des Kastells dicht hinter dem Pfahlgraben Veranlassung gab. Die von ihnen in einer Grube unter der Erde sich noch findenden Reste unverarbeiteten Thonmaterials machten es möglich, die verlassenen Gruben ausserhalb der Reichsgrenze nachzuweisen, aus welchen dasselbe vor 1½ Jahrtausenden entnommen ist. In noch grösserer Mächtigkeit finden sich Thonlager auf dem gegenüberliegenden linken Mainufer zwischen Hainstadt und Seligenstadt, wo ihr Vorhandensein eine ebenso wie bei Krotzenburg Jahrhunderte rückwärts nachweisbare Industrie und in neuerer Zeit die Anlage der bekannten Holzmannschen Ziegeleien veranlasst hat. Der Reichtum und die Güte des Thons hat auch in römischer Zeit gerade die Krotzenburger