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Reuter die Verhandlungen mit einer Anrede, die wir, da sie den ganzen wissenschaftlichen Standpunkt und die Zielpunkte des Vereins in ihren Hauptzügen kennzeichnet, hier wörtlich wiedergeben wollen, um sie auch denjenigen Mitgliedern zur Kenntnis zu bringen, welche nicht in Limburg anwesend sein konnten. Sie lautet :

„Das erste Wort, das ich an Sie, hochverehrte Versammelte, zu richten die Ehre habe, ist ein Wort des Dankes, den ich im Namen des Vorstandes des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums Nassau den Bewohnern Limburgs, der zweiten Stadt des Herzogthums, hiermit darbringe, die durch den H. Bürgermeister und die H. Stadträthe den ehrenvollen Ruf an uns ergehen ließ, die Generalversammlung des Vereins in diesem Jahre in ihrer Mitte zu eröffnen. Der Vorstand hat einstimmig und mit um so größerer Freude diesem Wunsche entsprochen, als es das Erstemal ist, daß ein solcher aus der Provinz zu uns gelangte und als es zugleich einen erfreulichen Beweis von der wachsenden Theilnahme an unsern Bestrebungen bekundet, eine Theilnahme, die auf den Vorstand sowie auf den ganzen Verein nur anregend und fruchtbringend zurückwirken wird.

Nachdem ich diese Pflicht des Dankes hiermit erfüllt habe, freut es mich, daß es mir vergönnt ist, die Generalversammlung des Vereins für 1859 in Limburg für eröffnet zu erklären.

Sie werden sich statuengemäß mit der Wahl von vier Vorstandsmitgliedern, sowie mit der eines Direktors beschäftigen; bevor Sie jedoch zu diesem Akte schreiten, wird Ihnen von dem Herrn Sekretär der Rechenschaftsbericht vorgetragen werden.

Aus demselben werden Sie ersehen, wie mannichfaltig, wichtig und reichhaltig das Feld ist, das wir zu bearbeiten uns vorgenommen haben – besonders durch die Oertlichkeit, auf die unsre Thätigkeit hingewiesen ist. „Denn die Schatten einer großen Vergangenheit schweben unvergänglich über der Herrlichkeit des Rheinthals“. Hier war es, wo die noch sichtbare befestigte nordöstliche Grenze des römischen Reichs, unter dem Namen Pfahlgraben, über den Rücken des Taunus hinlief, während jenes Reich tief im Osten, an den Ufern des Tigris und Euphrat seine Grenze fand. Hier am Rhein fand der erste Zusammenstoß der germanischen Völker mit den Römern statt. -, hier wurde jener blutige ununterbrochene 400jährige Völkerkampf ausgefochten, bis gegen den Anfang des 5. Jahrhunderts durch den starken Arm unserer Vorfahren das stolze providentielle Reich in Trümmer fiel. – Providentiell nannte ich es, weil dasselbe durch seine Bildung, seine universelle Herrschaft über Europa, Asien und Afrika, durch seine gebildete weit verbreitete Sprache, die Welt gleichsam zur Aufnahme des Christenthums und der europäischen Kultur vorbereitete und jene christliche solidarisch verbundene Staaten-Gruppe Europas schuf. – Hier war es, wo, nachdem die Wogen der Völkerwanderung sich beruhigt hatten, die Pforten standen, durch die christliche Gesittung und Bildung in das Binnenland unseres Vaterlandes einzogen und die blühendste und mächtigste Kraftentfaltung der deutschen Stämme in Religion, Poesie, Kunst und Staat sich entwickelte. Denn noch stehen die Ruinen der Klöster und und Abteien in den Schluchten und Thälern des Rhein-, Main- und Lahnthales, als eben so viel Mittelpunkte einstiger christlicher Kultur. – Am Rhein war der Schauplatz jener Poesie der Nibelungen, deren

 

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