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Hort nach der Sage noch in dem Schooße des Rheins verborgen ruht. – An den Ufern des Rheins und in seinen Nebenthälern, wie hier in Limburg an der Lahn, stiegen jene mächtigen romanischen und gothischen Dome empor, die Zeugniß ablegen von der fast unerreichbaren Kunst jener Zeit, deren Wiederherstellung unsere Ehre ist und deren Vollendung, ohngeachtet der reichen Hilfsmittel der Gegenwart, die Kräfte der heutigen Kunst beinahe übersteigen.

Am Rheine endlich war der Mittel- und Schwerpunkt, die politische Axe des deutschen Reichs und Europa’s, um welches das letztere wie um seine Sonne sich bewegte. Denn es war anerkannt und unwidersprochen, wenn Deutschland das erste Reich und die Deutschen die erste Nation der christlichen Welt genannt wurden.

Sie sehen, welch weites Feld der Thätigkeit vor uns liegt.

1) Aus der heidnisch-germanischen Zeit sind unsere Wälder und Berge noch mit Tausenden von Grabhügeln bedeckt, die besonders für den Archäologen wegen der Mit- und Beigaben jener Todten von Wichtigkeit sind und von denen gegenwärtig eine statistische Aufnahme eingeleitet wird.

2) Aus der Zeit der römischen Periode ist das Rhein- und Maingebiet reich an Trümmern dieses großen Volkes. Ich erinnere an den schon erwähnten Pfahlgraben mit seinen Kastellen, Thürmen und Wällen. Auf dem südlichen Abhang des Taunus begegnen wir allenthalben Fundamenten und Substructionen römischer Gebäude und Villen.

An dem Fuß des Gebirgs reiht sich eine Kette von Kastellen von Wiesbaden bis zur Wetterau hin; ich nenne nur Wiesbaden, Rambach, Hofheim, und Heddernheim, alle umgeben von blühenden Colonien und Niederlassungen römischer Veteranen. Und Nassau hat auch sein Pompeji gefunden. Zwischen Praunheim und Heddernheim lag eine römische Stadt, die nach den dort gefundenen Inschriften novus vicus hieß, und eine Fläche von über 300 Morgen bedeckte, auf denen nun der Ackerbau seine reichen Ernten hält. Unser Museum ist voll von Denkmälern seiner einstigsten Größe und und noch mehr als ein Museum ruht unter der Erde. – Ich kann bei dieser Gelegenheit es mir nicht versagen, an eines der hervorragendsten Alterthümer aus Heddernheim zu erinnern, an das Mithras-Denkmal, jene skulpturreichen Altäre, die einem mithrischen Tempel daselbst entnommen wurden, die einem religiösen Cult angehörten, dem von Persien bis nach Schottland durch zahlreiche Verehrer gehuldigt wurde, der bis in das dritte Jahrhundert dauerte, aber dann in seinem Kampfe mit dem Christenthum erlag. Weder in London oder Paris, noch in Italien ist ein Mithras-Denkmal aufbewahrt, das dem unsrigen in Beziehung des reichen Bilderwerks an die Seite gesetzt werden könnte.

Was nun das Mittelalter betrifft, so bietet dieses dem Forschungsgeist eine nicht minder reiche Quelle dar. Unsere edelsten Dynasten-Geschlechter standen als Erzbischöfe und Kanzler an der Spitze des Reichs. Graf Adolf von Nassau bestieg den Kaiserthron, und die Dynasten von Eppstein übten als Erzbischöfe von Mainz und als hochbegabte Männer fast ein Jahrhundert den wichtigen Einfluß auf die Geschichte des Reichs. Diese Geschlecht allein gab dem Kurstuhl von Mainz 5 Erzbischöfe und Jerusalem einen Patriarchen.

Ich muß viel des Wichtigen zu erwähnen unterlassen, da mir nur wenige Minuten zu Ihnen zu reden vergönnt ist, allein dieser flüchtige Ueberblick wird Ihnen eine Idee geben von dem reichen Material, das uns überall entgegentritt.

Allein es genügt nicht, hochverehrliche Versammlung, die wissenschaft-[liche]

 

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