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der Abt von St. Jakob, ward vor den Kaiser geführt. Eine Frist ward ihm gegeben, sich zu rechtfertigen. Da er dies nicht konnte, ward er zur Verbannung verurtheilt. Die Mönche, die der Kaiser in einem Hause hatte einsperren lassen, fürchtend, es könne ihnen schlimm ergehen, flüchteten durch die Fenster oder auf andre Weise; die, welche geblieben waren, ließ man von dannen ziehen.

Schwer hatte die Stadt des Kaisers Zorn zu empfinden. Alle Bürger, die sich durch die That beim Aufruhr betheiligt, wurden zur lebenslänglicher Verbannung verurtheilt. Die Stadt verlor nach dem Beschluß des Reichtags alle Rechte, Freiheiten und Privilegien; die Stadtmauer ward niedergerissen, die Wallgräben geebnet, alle Thürme, alle Befestigungen gebrochen, in der Art, wie der gleichzeitige Geschichtschreiber hinzufügt, daß sie, den Hunden und Wölfen, den Dieben und Räubern offenstehend, nie wieder hergestellt werden durfte. Aller vom Kaiser ausgehenden Hulden und Ehren sollten die Einwohner für immer verlustig sein. Auch sonst im Erzstift wurden viele Burgen der Betheiligten gebrochen. Der Kaiser blieb noch in Mainz; sah mit an, wie die Zerstörung begann und voranging. Noch am 18. April war er in der Stadt anwesend. In einer an diesem Tage auf Bitte der Abtissin Hildegard ausgestellten Urkunde nahm er St. Rupert’s Kloster bei Bingen in seinen kaiserlichen Schutz.

In ähnlicher Weise hatte das Jahr vorher das mächtige und volkreiche Mailand büßen müssen. Aber dort wie hier sind die Nachrichten über die Zerstörung nicht ganz übereinstimmend. Von Mailand sagt zwar der Kaiser selbst in einem Schreiben an den Erzbischof von Salzburg: „Die Gräben haben wir eben, die Mauern einreißen, alle Thürme zerstören, die Stadt in Verödung und Trümmer legen lassen.“ Aber seine That war doch milder als seine Rede. Ein Augenzeuge der Zerstörung, Acerbus Morena, berichtet: „Fast die ganze Stadtmauer blieb stehen, die aus so massiven Steinen erbaut war, daß eine bessere gewiß nie in Italien zu sehen gewesen.“ Ebenso ist es mit Mainz. Während wir oben gehört, wie die Stadt den Räubern und wilden Thieren offen gestanden, und ein Chronist uns erzählt, 37 Jahre lang sei sie ohne Mauer gewesen: lesen wir in einer während des Kaisers Regierung im J. 1189 von Erzbischof Konrad ausgestellten Urkunde, daß er Hartrad, dem Zimmermann,

 

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