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[Stein-]denkmal,“ so besagt die Inschrift, „befand sich früher an der Mauer des Thors des Albansklosters. Es ward gesetzt zum Andenken an die Aussöhnung des Klerus und der Bürgerschaft. Man sieht darauf ein en Erzbischof, Balduin oder Heinrich, nebst König Ludwig, die die Bürger von Acht und Bann lossprechen, sodann Kleriker, Mönche und Nonnen; auf der entgegengesetzten Seite die beiden Bürgermeister, die Rathmannen, die Bürger. Nach Zerstörung des Albansklosters im Jahr 1662 [soll heißen 1552] kam dies Monument nebst der Statue des heil. Alban in’s Kapuzinerkloster und ward in der Gartenmauer desselben eingesetzt, nahe bei dem in die Hundsgasse gehenden Thor. Im Jahr 1832 ward es aus dem Garten des Kapuzinerklosters weggebracht und im September 1839 hier aufgestellt.“ (Ex horto P. P. Capucinorum Mogunt. translatum a 1832 et heic positum mense sept. 1839. Extitit olim hic lapis in muro portae S. Albani. Positus fuit in memoriam reconciliationis cleri Mog. cum civitate Moguntina. Vides ibi archiepiscopum Mog. Balduinum v. Henricum et Ludovicum regem, cives ab excommunicatione et banno imperiali absolventes, clericos, monachos et moniales, ex altera binos consules, senatores, cives. Diruto anno 1662 toto aedificio S. Albani transportatus est cum statua S. Albani ad P. P. Capucinos et insertus muro horti prope portulam versus die Hundsgasse.)

Sollte es wirklich das Denkmal einer Aussöhnung sein? Wenn man die sehr ausdrucksvollen Gesichter und Geberden der darauf angebrachten Personen betrachtet, findet man eher alles Andere als Versöhnung und Frieden. Die Laien geben in ihren Mienen Trauer, ja Verzweiflung zu erkennen; und, was noch mehr ist, sie erscheinen mit Ketten umschlungen, gefangene, tief gedemüthigte Männer darstellend. Und an dem einen Rande der weinende, am andern der höhnende, schadenfroh in die Hände klatschende Knabe, sollen auch sie Sinnbilder der Versöhnung sein ?

Aber wie auch immer dies Steinbild zu deuten sein mag, jedenfalls wird es sich auf die nach des Erzbischofs Mathias von Bucheck Tod entstandenen Wirren beziehen, deren Hergang wir hier erzählen wollen.

Als Erzbischof Mathias am 10. September 1328 ge-[storben]

 

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