12 Aus der Arbeit des VHG Wir sind in einer neuen Welt aufgewacht, in etwa so formulierte es unsere Außenministerin Annalena Baerbock am 24. Februar 2022. Der gebildete Historiker dachte an diesem Datum – 24. Februar – vielleicht an den Geburtstag von Karl V., die Erstürmung der Tuilerien in Paris 1848 oder an Wilhelm Grimm, der am 24.2.1786 geboren wurde. Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine kommen mir das Gedicht von Stefan Heym „Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief“ und das von Matthias Claudius „’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre, und rede Du darein!’s ist leider Krieg – und ich begehre, nicht schuld daran zu sein!“, in den Sinn. Neben diesem ersten Erschrecken tritt natürlich die Frage: Wie konnte es dazu kommen? Hat die Geschichtswissenschaft nicht tausend Mal Antworten darauf gegeben, wie Jahresbericht 2021/2022 des Hauptvorstandes des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 1834 e.V. Sehr geehrte Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde! Kriege entstehen? Nun sind wir von der Betrachtung und Analyse historischer Ereignisse selber zu Zeitzeugen historischer Ereignisse geworden. Wir haben das Unheil kommen sehen, aber alle Politik, alle Diplomatie war vergebens. Waren wir Schlafwandler oder wurde Appeasement-Politik betrieben? Nun ein harter Bruch, so sagen es die Nachrichtensprecher, wenn sie das Thema wechseln müssen. Ein harter Bruch jetzt von der Weltgeschichte zur Vereinsgeschichte, aber vielleicht doch nicht so ganz. Durch die immer noch währende Pandemie war das Vereinsleben auch 2021 stark eingeschränkt. Zahlreiche Veranstaltungen mussten ausfallen oder verschoben werden. Das ist gerade für unseren Verein, der von der Begegnung und dem Austausch lebt, sehr bedauerlich. Die Tagungen des Hauptvorstandes im vergangenen Jahr, es der Kunsthistorikerin Privatdozentin Dr. Esther Meier (TU Dortmund), die Kluft zwischen heutigem Verständnis und der Entstehungszeit seiner Werke zu erhellen, indem sie Soldans Eisenöfen einer objektbiografischen Analyse unterzog und dabei viele Einsichten vermittelte. Am Beispiel eines in Marburg ausgestellten Soldan-Ofens aus Spangenberg schilderte sie vielfältige theologische Motive, traditionelle Elemente und bildnerische Anpassungen, bot Einblicke in biblische Bilddetails und ihre lutherische Deutung. „Soldans Öfen in herrschaftlichen Häusern waren mehr als ein Heizgerät“, berichtete Meier. „Ihr fein austariertes Zeichensystem wurde von den Bewohnern sehr gut verstanden“. Dies veranschaulichte sie am Beispiel Philipps des Großmütigen. Einen Blick auf das gewaltige Gesamtwerk Soldans und die überregionale Erforschung eröffnete die Kunsthistorikerin mit Bildern aus Sammlungen des Hessischen Geschichtsvereins von Ludwig Bickell in Marburg und die Sammlung von Henry Chapman Mercer in Amerika. Führungen führten nach dem gemeinsamen Mittagessen durch die Altstadt, die Liebfrauenkirche, das Kloster und das Museum. Ab 16.00 h fand nach langer Zeit wieder eine Mitgliedersammlung des VHG statt, wonach der Tag der hessischen Landesgeschichte 2020/21 endete.
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