2 Der Leitaufsatz zum Umschlagbild BAUSTELLEN EINER STADTWERDUNG. AUSSTELLUNG IM HESSISCHEN STAATSARCHIV MARBURG THEMATISIERT MARBURG IM 13. JAHRHUNDERT Von Dr. Constanze Sieger Unter dem Stichwort „Marburg800“ fördert, begleitet und veranstaltet die Stadt Marburg zahlreiche Ausstellungen und Projekte, die unter verschiedenen Schwerpunkten („Marburg erinnern“ (Vergangenheit), „Marburg erleben“ (Gegenwart) und „Marburg erfinden“ (Zukunft) zusammengefasst werden. Innerhalb des Schwerpunktes „Marburg erinnern“ beleuchtet das Hessische Staatsarchiv Marburg das 13. Jahrhundert, indem es die „Baustellen der Stadtwerdung“ in den Blick nimmt. Nachfolgend werden zunächst die historischen Zusammenhänge des 13. Jahrhunderts kurz beleuchtet, um daran anknüpfend auf die Konzeption der Ausstellung einzugehen. Im Jahr 2022 wird 800 Jahre Stadt Marburg gefeiert, weil die älteste erhaltene schriftliche Bezeichnung Marburgs als „Stadt“ (civitas) aus dem Jahr 1222 stammt. Nun ließe sich einwenden, ob es sich nicht um eine etwas willkürliche Setzung des Jubiläumsdatums handelt? Ist nicht davon auszugehen, dass Marburg schon viel länger Stadt war? Oder aber in die andere Richtung denkend: War Marburg ‚wirklich‘ schon eine Stadt, weil die Chronisten sie als eine bezeichnet haben? Beide Einwände sind natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen, aber so ließe sich ganz allgemein darauf erwidern, dass konkreten Jubiläumsdaten natürlich immer eine gewisse Willkürlichkeit innewohnt, wenn es um so komplexe Prozesse wie „Stadtwerdung“ geht. Hier kann jedoch für Marburg Der Leitaufsatz zum Umschlagbild festgehalten werden, dass die Stadtentwicklung von 1222 bis ca. 1300 einen wesentlichen Schub erhielt. Dieser Entwicklungsschub kann dabei nicht allein mit der allgemeinen günstigen Städteentwicklung im 13. Jahrhundert erklärt werden, sondern fußt auch auf verschiedenen Marburg spezifischen Merkmalen. Hier ist zunächst festzuhalten, dass sich Marburg am Fuße des Schlosses in starker Abhängigkeit von der jeweiligen Landesherrschaft entwickelte. Es gab hier, anders als z. B. in den Hansestädten, keine reiche Kaufmannschaft oder ein Bürgertum, welches aufgrund der günstigen Verkehrslage an Fernhandelswegen auf Ausweitung der eigenen Rechte drängte. Aus diesem Grund hängt Marburgs explosionsartige Entwicklung auch stark mit den Entwicklungen des jeweiligen Herrscherhauses zusammen. Im 13. Jahrhundert sind hier vor allem zwei ganz markante Ereignisse zu nennen: Zum einen gründet Elisabeth von Thüringen ein Hospital in Marburg. Nach ihrem Tod in Marburg und ihrer rasch danach erfolgten Heiligsprechung im Jahr 1235 avanciert Marburg zu einem Zentrum der Elisabethverehrung. Elisabeths Tochter wiederum, Sophie, heiratet in das einflussreiche und vermögende Haus Brabant ein. Als Sophie von Brabant fördert sie die Entwicklung Marburgs zunächst im Andenken an ihre Mutter und in der Folge, um ihren Sohn Heinrich bezüglich der Herrschaftsnachfolge der Landgrafen von Thüringen zu
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