Zweigvereine 53 Wer kauft und liest noch dicke Sachbücher? Dabei bieten sie oft Erkenntnisse für unser historisches Gedächtnis. In lockerer Folge machen wir Sie mit solcher Literatur über unsere Region bekannt. D i e G e - schichte des Strafvollzugs in Hessen darzustellen, ist ein schwieriges Unterfangen, da beim Einmarsch der Amerikaner sehr viel Aktenmaterial verschwunden ist oder vernichtet wurde, so auch der komplette Aktenbestand aus der Strafanstalt Ziegenhain. Hans Merle aus Schrecksbach hat dennoch versucht, alles zusammenzutragen, was sich in Archiven (vor allem im Staatsarchiv Marburg) und in der Sekundärliteratur fi nden lässt. Im Ergebnis präsentiert er auf über 600 Druckseiten viele Details zur Baugeschichte des Ziegenhainer Schlosses, zu dem langen Weg von Folter, Kerkerhaft, Misshandlungen und Zwangsarbeit zum modernen Strafvollzug und Vieles mehr. Eine zusammenhängende Darstellung war nicht der Zweck der Arbeit, sondern eher eine mosaikartige Quellenedition, die weitere Forschungen anregen soll und thematische Zugänge in Zukunft erleichtern wird. Im ersten Band bietet der Autor einen Überblick über die Ziegenhainer Gefängnisse, Stockhäuser und Arrestantenstuben. Erste Dokumente, in denen es um Recht, Unrecht und Bestrafung geht, liegen ab 1211 vor. Meist geht es um ungeklärte Besitzrechte. An späterer Stelle fi ndet sich eine Liste der in Ziegenhain hingerichteten Gefangenen. Eine Verordnung von 1747 die Eisengefangenen betreffend kennt Gefangene 1. und 2. Klasse, was erhebliche Unterschiede bis hin zur Beerdigung zur Folge hatte. Leider kann der Text wegen der zeitgenössischen juristischen Begriffe und fehlender Erläuterungen nicht immer verstanden werden. Eine weitere wichtige Quelle zur Sozialgeschichte ist die Instruktion für den Stockmeister von 1803. Die im Stockhaus Gefangenen mussten arbeiten, z. B. das Schilf auf dem Wall- und Schaargraben abmähen. Gefangene denken oft an Freiheit und Flucht. So hat es auch in Lesenswertes in Auswahl Strafanstalt Ziegenhain: Ort der Folter und Kerkerhaft