Der Leitaufsatz zum Umschlagbild GEDENKFEIER ZUM 300. GEBURTSTAG VON LANDGRAF FRIEDRICH II. VON HESSEN-KASSEL AM 21. NOVEMBER 2020 IN DER KIRCHE ST. ELISABETH ZU KASSEL Festvortrag von Karl-Hermann Wegner Als „klassischer“ Fürst der Aufklärung gilt für Hessen Landgraf Friedrich II. Am 14. August 1720 geboren, legte er als Erbprinz 1749 in die Hände des Erzbischof-Kurfürsten Klemens August von Köln das katholische Glaubensbekenntnis ab und regierte später als seinem Glauben treu ergebener katholischer Fürst das geschlossen evangelische Hessen- Kassel von 1760 bis zu seinem Tod am 31. Oktober 1785. Dynastie und Land Hessen hatten seit Philipp dem Großmütigen eine Pionier- und Führungsrolle für die Reformation und den Protestantismus in Deutschland gespielt. Entsprechend groß war das politische Aufsehen, als der zunächst geheim gehaltene Glaubenswechsel 1754 bekannt wurde – fünf Jahre nach der Konversion. Der streng evangelisch-reformierte Vater, Landgraf Wilhelm VIII., und seine Regierung zu Kassel verpflichteten umgehend am 29. Oktober 1754 den katholischen Thronfolger auf die sog. Assekurationsakte, ein umfängliches Vertragswerk, das den bestehenden Glaubensstand des Landes garantieren sollte, den zukünftigen Landesherren aus allen Bereichen des geistlichen Regimentes ausschloss, Ehefrau Maria von Hannover, eine Tochter des englischen Königs Georg II., und die drei Söhne Wilhelm, Carl und Friedrich von ihm trennte. Das Vertragswerk stand unter Aufsicht und Kontrolle der hessischen Landstände und unter der Garantie des Corpus Der Leitaufsatz zum Umschlagbild Evangelicorum, d. h. der evangelischen Reichsstände des Regensburger Reichstages sowie der auswärtigen protestantischen Großmächte, war also eine empfindliche Machteinschränkung für einen Fürsten in der Zeit des aufgeklärten Absolutismus. Dennoch gilt die Regierungszeit Friedrichs II. als eine Blütezeit Hessens nach der Not des Siebenjährigen Krieges. Tatkraft und Geschick des Fürsten machten seine 25 Regierungsjahre zu einem Musterbeispiel des aufgeklärten Absolutismus. Immer war Friedrich selbst Initiator und Motor seiner zahlreichen Neugründungen – in schneller Folge: z. B. Findelhaus 1761, Brandversicherungsanstalt 1767, Landkrankenhaus 1772 (heute Klinikum), Commerzienkolleg (IHK), Landesdepositenkasse (Landeskreditkasse, HLB), Handelsmessen, Ackerbaugesellschaft, Landesausbau (16 „Koloniegründungen“ d. h. neue Dörfer) … Die Herrschaft Friedrichs II. gilt bis heute vor allem als die kulturelle Blütezeit Kassels: Ausbau der Haupt- und Residenzstadt Kassel ab 1767, Erneuerung und Ausbau des Collegium Carolinum 1766, 1773 (Kasseler Hochschule), Gründung von Kunstakademie 1777, Gesellschaft der Altertümer 1777, Friedrichsgymnasium mit Lehrerseminar 1779, Museum Fridericianum mit Landesbibliothek 1769–79, Oper 1766, selbständiges Theater (1773). Alle diese Einrichtungen sind getragen von den Idealen der Aufklärung, ihrem
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