56 Zweigvereine
einmal im Gebiet des heutigen Werra-Meißner-
Kreises. Es war sehr beliebt, Ziegel mit
Ornamenten oder Jahreszahlen zu versehen.
Über 650 Stück Ziegel sind in den letzten
Jahren in öffentlichen und privaten Sammlungen
dokumentiert worden. Der Vortrag
gab einen Überblick zum Handwerk und
zeigte eine Auswahl von verzierten Dachziegeln
aus der Region.
Mit der Geschichte der Herrschaft Wallenstein
in der Reichsabtei Hersfeld befasste sich
der Vortrag von Dr. ing. Ingo Grebe (Hüttenmühle,
Knüllwald-Wallenstein) am 19. April.
Die Ausbildung der Territorialherrschaften in
Nordhessen Ende des 12. Jahrhunderts, eingebettet
in die Reichsgeschichte, führten zur
Gründung von Burg und Herrschaft Wallenstein
an der Westgrenze der Reichsabtei
Hersfeld. Die Genealogie des Hauses Wallenstein
mit Hinweis auf herausragende Vertreter,
die Verhüttung von Eisenerz im Wallensteiner
Gebiet, die Gerichte Wallenstein und
Neuwallenstein und Wallensteiner Sagen
vermittelten einen Einblick in eine bedeutende
Gebietsherrschaft.
Eine der „Mütter“ des Grundgesetzes und
entschiedene Kämpferin für die Gleichberechtigung
von Männern und Frauen, Elisabeth
Selbert, stand im Mittelpunkt des
Vortrags von Ruth Piro-Klein (Burgwald-
Bottendorf) am 17. Mai. Die Ungleichbehandlung
der Frau, vor allem im Bürgerlichen
Recht, empfand Elisabeth Selbert schon
in der Schulzeit als ungerecht. Fortan setzte
sie sich für die Angleichung der Geschlechter
ein. Dafür schaffte sie Grundlagen, studierte
als bereits verheiratete Frau und Mutter
Jura und wirkte in politischen Gremien
mit. Als eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“
erreichte sie ihr Ziel, indem sie nach
langem Kampf den Artikel 3, Abs. 2 GG in
ihrem Sinne formulieren und in der Verfassung
der Bundesrepublik Deutschland verankern
konnte. Sie steht mit ihrem Namen für
die Formulierung: „Männer und Frauen sind
gleichberechtigt“.
Der für den 20. September geplante Vortrag
von Heinz Reitz (Reinheim/Odenwald)
über die „Entwicklung der Mühlen in Hessen“
musste leider entfallen.
Der folgende Vortrag von Dr. Dirk Richhardt
am 1. November behandelte das Thema
„Der Ritter- und der Bauernkrieg – soziale
Konflikte im Rahmen der Reformation“. Während
der Bauernkrieg als die größte Volkserhebung
in Deutschland weithin bekannt ist,
stellt der vorhergehende Ritterkrieg andere
Fragen. Wie bei den Bauern ging es auch
hier um den Niedergang einer ganzen sozialen
Gruppe. Moderne Technik, wie Kanonen,
moderne Verwaltung und neue Rechtsnormen,
machten den Rittern ihre traditionelle
Lebensform streitig. So erhoben sich Teile
des niederen Adels gegen die Landesherren,
aber auch gegen Städte und gegen die Kirche.
Es kam zu unterschiedlichen Formen
des Konflikts, aber auch der Konfliktbewältigung,
auch solche Formen wie das Raubrittertum
und das Söldnerwesen. Gemeinsam
hatten die Ritter mit den Fürsten und
den Bauern den Bezug auf die Reformation,
gemeinsam hatten diese auch den Wunsch
nach Freiheit, aber ganz unterschiedlich waren
ihre Handlungsweisen.
Am 29. November erzählte ein Briefträger
von seinen Zustellgängen. Anhand alter
Postkartenansichten von Melsungen rief
Ludwig Below, der vor über 50 Jahren den
Melsunger Bürgern die Post ins Haus brachte,
die Erinnerung an „Damals, als die Welt noch
in Ordnung und alle Straßen von Melsungen
gepflastert waren“, wach.
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